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Aktuell KOMMENTAR

Ausgrenzung im Quadrat

Wir leben in einer Zeit, in der Rauchen an öffentlichen Orten immer mehr untersagt wird. Fast täglich wird auf das Thema »Rauchen verboten« aufmerksam gemacht - mal auf subtile, mal auf direkte Weise. Kneipenbesitzer, über deren Hausrecht das Rauchverbot gestellt wird, gehen Konkurs. Für Raucher sind schiefe oder gar bösartige Blicke von Nichtrauchern das geringste Übel, die hohe Tabaksteuer stellt eine hohe finanzielle Belastung dar. Das Rauchverbot auf öffentlichen Plätzen greift weit in ihre Bewegungsfreiheit ein.

»Trostpflaster« - kleine gelbe Areale - werden von der Deutschen Bahn für Raucher bereitgestellt. Erlaubt diese wenige Quadratmeter große abseitsliegende Lösung den Rauchern, in Ruhe ihre Zigarette zu rauchen? Es scheint, der Nichtraucher sei geschützt (und damit auch der Raucher) und alle könnten zufrieden sein. Die Deutsche Bahn hat Hausrecht und ist nicht verpflichtet, Rauchen zu dulden. Der störende Rauch, Gerüche, Asche und Kippenstummel sollen auf diese Weise begrenzt auftreten.

Für mich - als Nichtraucher - scheint es, als ob die Diskussionen auf verschiedenen Ebenen ablaufen und sich nicht treffen. Natürlich will ich von Zigarettenrauch nicht belästigt werden und verstreute Kippen verunreinigen die Umwelt. Deswegen aber eine Hetzjagd auf eine Personengruppe zu starten und diese auszugrenzen, ist unverhältnismäßig.

Zurück zum kleinen gelben Kasten der Ghettoisierung, der für Raucher und Nichtraucher gleichermaßen angelegt wurde. Dieser Kasten funktioniert meiner Beobachtung nach nicht: Raucher stehen selten darin und wenn doch, bieten sie einen seltsamen Anblick. Der Ausgegrenzte erscheint im Fokus, was allein dem Zweck zu dienen scheint, ihn genauer kontrollieren zu können und in Verlegenheit zu bringen.

Der nächste konsequente Schritt wäre, gegen Raucher, die sich nicht an die Eingrenzung halten (und davon gibt es viele) polizeilich und juristisch vorzugehen. Einige haben es schon lange durchschaut, dass Raucherzonen heutzutage nicht funktionieren und Raucher dadurch kriminalisiert werden. Menschen neigen dazu, Verbote und Gesetze zu umgehen, zu ignorieren oder gar zu brechen, wenn sie nicht einleuchtend sind.

In einer sinnvollen Diskussion, in der jeder ein bisschen nachgibt, sollte ein für alle akzeptabler Weg gefunden werden können. Durch Toleranz und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung wäre es nicht zu einer so großen Raucher-Nichtraucher-Teilung gekommen und nicht zu einer sinnlosen Anprangerung, aufgrund derer Menschen zu Heimlichkeiten, Ignoranz oder Renitenz gezwungen werden. (ZmS)

zms@gea.de