Nachdem die Passkontrolle überstanden war, empfing uns die freundliche Wärme des »Kapitalistendoms«. Anschließend wurden wir - die Teilnehmer von Zeitung macht Schule und Planspiel Börse - in einen separaten Raum der im 19. Jahrhundert erbauten Börse geführt.
Ruhe auf dem Parkett
Ein Mitarbeiter der Deutsche Börse AG begrüßte uns und zeigte in einem informativen Vortrag die Geschichte und die Funktionsweise der Börse früher und heute. Sie ist heutzutage nicht nur die viertgrößte Börse weltweit mit einem Umsatz von fünf bis acht Milliarden täglich, sondern kann auch auf eine gut 500 Jahre alte Geschichte zurückblicken.
Mit in den Vortrag integriert war auch ein Blick in die elektronische Börse - das Xetra-System - das sonst für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. Sekundenschnell wurden Angebote in Millionenhöhe gemacht und wieder zurückgezogen. Fasziniert betrachteten wir die endlosen, sich ständig ändernden Zahlenkolonnen.
Dann war es endlich soweit: Wir betraten die Besuchertribüne mit Blick auf das sagenumwobene Parkett. Eine überraschende Szene bot sich uns: Pünktlich zur Mittagszeit aßen die Makler auf dem Parkett ihre Mahlzeit. Richtig hungrig wurden auch wir, als wir allerlei Speisen aus verschiedenen Ländern sahen. Nebenher wurde noch am Computer gearbeitet, in Zeitungen gelesen, oder die aktuellen Nachrichten angeschaut.
Chaotisch, wie man die Börse sonst aus dem Fernsehen kennt, wirkte das Parkett nicht. In großen Rechtecken hatten jeweils etwa 15 Makler ihren Arbeitsplatz, jeder einzelne mit Flachbildschirm und Telefon ausgestattet, manche Arbeitsplätze verfügten aber auch über vier Flachbildschirme. Dementsprechend sah es auf den Schreibtischen aus: Computermäuse und Tastaturen, zwischendrin eine Wasserflasche, viel Papier.
Früher sah das Ganze da schon deutlich anders aus. Da es das elektronische System Xetra noch nicht gab, musste alles direkt am Parkett abgewickelt werden. Dadurch befanden sich bis zu 1 300 Händler und Makler auf dem Parkett, und dementsprechend voll war es auch. Man versuchte sich über Telefone oder auch einfach über Zurufe miteinander zu verständigen.
Da inzwischen über 90 Prozent des Handelsumsatzes über Xetra ablaufen, hat sich der Betrieb auf dem Parkett dementsprechend reduziert. Gerade für kleinere Banken ist es einfacher, alles direkt vom Firmensitz aus zu erledigen. Warum sollte man auch einen Händler zum Parkett schicken, wenn man bequem alles über Xetra erledigen kann.
An den Wänden des arenaartigen Parketts waren große Tafeln angebracht, auf denen die Kurse zu sehen waren, die sich sekundenschnell änderten. Teils sah man große Veränderung wie beispielsweise »+9« oder »+11«, die dann schnell wieder auf »+5« sanken; teils sah man aber auch nur geringe oder gar keine Änderungen der Kurse.
Angebote in Millionenhöhe
Zusätzlich befanden sich auf einer Art Tribüne Kameras diverser Fernsehsender, von denen Livesendungen zu den neuesten Veränderungen an der Börse gesendet werden. Ein letzter Blick nach unten - die meisten der Makler hatten sich wieder an ihren Schreibtisch gesetzt und waren wieder mit ihrer Arbeit beschäftigt. An der Börse ist Zeit wirklich Geld. Schon eine Sekunde kann Unterschiede von über 10 000 Euro Gewinn ausmachen. Nach über einer Stunde Aufenthalt verließen wir die Börse voll neuer Eindrücke und Erfahrungen. (ZmS)
Carolin Hofmann, Marcel Hohloch, Simon Hornstein, Hendrik von Raven, Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen, Klasse 9 e