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Aktuell INTERVIEW

Überfüllte Heime, zu wenig Rente?

MÖSSINGEN. Deutschland wird immer älter, denn die Lebenserwartung steigt und die Geburtenrate sinkt. Hat sich die Altersschicht ehemals pyramidenförmig zusammengesetzt, gleicht sie jetzt immer mehr einem Pilz. Die Bevölkerung überaltert. Es werden zu wenig junge Menschen geboren. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 33,3 Prozent der deutschen Bevölkerung älter als 65 Jahre alt sein. Jünger als 20 Jahre werden nur 15 Prozent sein. Das bringt vielfältige Probleme mit sich. Beispielsweise können die Renten nicht mehr finanziert werden. Deshalb reicht das Geld für Unterstützung und Pflegebedarf im Alter nicht mehr aus. Es gibt außerdem viel zu wenig Einrichtungen und Fachkräfte zur Betreuung der pflegebedürftigen Menschen. Zu diesem Thema haben wir zuerst die Altenpflegerin Nadine und dann die 14-jährige Schülerin Selina interviewt.

ZmS: In naher Zukunft wird die Anzahl der alten oder pflegebedürftigen Menschen stark zunehmen. Was hat dies für Auswirkungen auf Alters- und Pflegeheime?

Nadine: Der Bedarf an Pflegeplätzen steigt rapide an. Bei der Betreuung und Versorgung besteht jetzt schon Pflegenotstand. Wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt, daran möchte ich gar nicht denken, besser wird es nicht.

Was denkst Du, welche Auswirkungen das auf die jüngere Bevölkerung haben wird?

Nadine: Pflegefachkräfte werden auf dem Stellenmarkt sehr begehrt sein. Auf jeden Fall ist Altenpfleger ein krisensicherer Beruf, im Bereich der Pflege wird es auf jeden Fall einen weitaus höheren Bedarf an Fachkräften geben.

Also bewerben sich nicht viele Leute als Pfleger oder Pflegerin?

Nadine: Ja, das stimmt. Aber grundsätzlich ist der Beruf als Altenpfleger anspruchsvoll, spannend und abwechslungsreich. Er bietet viele Entwicklungschancen und nicht zuletzt auch einen sicheren Arbeitsplatz. Trotzdem kann er sehr stressig sein, da an vielen Ecken und Kanten das Personal fehlt. Es gibt außerdem viele Leute, die diesen Beruf erlernt haben, dann aber ausgestiegen sind, weil sie den Beruf nicht mehr machen konnten oder wollten.

Wie finanzieren sich die alten Menschen das Leben im Heim?

Nadine: Zum einen gibt’s die drei Pflegestufen. Je nach Grad der Pflegebedürftigkeit gibt es dann Geld von der Pflegekasse. Es ist auch unterschiedlich, ob jemand ambulante oder stationäre Hilfe benötigt. Alles andere müssen die Betroffenen selbst bezahlen, zum Beispiel von der Rente oder persönlichem Eigentum. Wenn derjenige keine Möglichkeiten hat zu bezahlen, bekommt er Zuschuss vom Sozialamt.

Da dieses Thema auch die Jahrgänge zwischen 1990 und jetzt betrifft, haben wir eine 14-jährige Schülerin zu diesem Thema befragt.

Was fällt Dir spontan zu diesem Thema ein?

Selina: Wir haben über das Problem auch im Erdkundeunterricht gesprochen. Es interessiert mich sehr, da ich ja auch einmal alt sein werde und mit meiner Rente überleben muss.

Was hältst Du davon, die alten Menschen von Deinen Steuern zu finanzieren?

Selina: Wenn ich daran denke, dass ich das für meine Eltern zahle, mache ich das natürlich gerne. Allerdings wäre es besser, wenn der Staat die Kosten übernehmen könnte.

Was würdest Du tun, wenn Deine Eltern beziehungsweise Angehörigen keinen Platz im Altersheim bekommen?

Selina: Dann würde ich versuchen, so gut wie möglich für sie zu sorgen und immer wieder Altersheime und Pflegestationen kontaktieren, um nach freien Plätzen zu fragen.

Könntest Du Dir vorstellen, Dich auch selbst um Deine Eltern zu kümmern?

Selina: Vielleicht schon, aber das braucht ja auch viel Zeit, und wenn ich einen Beruf und noch selbst Kinder habe, weiß ich nicht, ob ich das kann. Außerdem braucht man ja auch medizinische Kenntnisse, wenn sie eventuell krank sind. (ZmS)

Noelle Steinhilber, Katharina Frank und Lara Möck, Firstwald-Gymnasium Mössingen, Klasse 8b