In der aktuellen Debatte rund um das geplante Amazon-Verteilzentrum kursieren leider einige falsche oder verzerrte Informationen, die einer sachlichen Richtigstellung bedürfen.
Lohn und Arbeitsbedingungen: Der Einstiegslohn bei Amazon beträgt nicht 15 Euro, sondern 16 Euro pro Stunde – mit einer Steigerung auf 18 Euro pro Stunde nach zwei Jahren. Zusätzlich profitieren Mitarbeitende von Sozialleistungen wie betrieblicher Altersvorsorge und Gesundheitsangeboten.
Nachtschichten sind in vielen Branchen üblich und nicht zwangsläufig ein Nachteil. Wer diese Arbeitszeiten nicht möchte, hat die Freiheit, sich anders zu orientieren.
Automatisierung betrifft alle Branchen: Nicht nur Amazon setzt auf Automatisierung. Roboter mauern inzwischen Einfamilienhäuser, und in der Industrie ist der Einsatz längst Standard. Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten – sie betrifft uns alle.
Verkehrsprognosen und Realität: Die Zahl von 4.756 Fahrzeugen bezieht sich auf eine theoretische Vollauslastung im Jahr 2040. Ob dann noch Vans eingesetzt werden, ist ebenso spekulativ wie die Verkehrsbelastung in 15 Jahren.
Gegenwärtig ist mit deutlich weniger Fahrzeugen zu rechnen – wie sowohl das Verkehrsgutachten, als auch die Aussagen in der Podiumsdiskussion zeigen. Dort war von circa 25 Vans pro Welle die Rede – nicht von 60.
Auch die Lkw-Zahlen im Flyer beziehen sich auf das Jahr 2040 und nicht auf den heutigen Betrieb.
Verkehrsgutachten und Kreuzungen: Ein Gutachten muss sich auf die relevanten Kreuzungen in unmittelbarer Nähe konzentrieren. Da sich Fahrtrouten tagtäglich ändern, wäre eine Betrachtung entfernter Kreuzungen wenig aussagekräftig.
Natur und Umwelt: Im Baufeld befindet sich keine Streuobstwiese, sondern Ackerland. Die Dolinen bleiben laut Bebauungsplan ausgespart und bilden künftig ein Biotop innerhalb des Industriegebiets.
Feuerwehr und Brandschutz: Die Ausstattung der Feuerwehr Bad Urach ist ausreichend. Die Behauptung, es entstünden hohe Investitionskosten durch die Ansiedlung, ist schlicht falsch. Für größere Brandereignisse – etwa mit E-Fahrzeugen – stehen im Landkreis Reutlingen Wassercontainer bereit. Das Verteilzentrum selbst erhält eine Sprinkleranlage und ist damit für den Ernstfall gut gerüstet.
Industriegebiet = mehr Verkehr: Ja, ein Industriegebiet bringt mehr Verkehr – das ist logisch und gilt für jeden Betrieb, ob Recyclingwerk oder Verteilzentrum.
Faktische Arbeitsplatzschaffung: Es entstehen 150 Arbeitsplätze im Verteilzentrum. Das ist eine belegbare Tatsache und kann nicht wegdiskutiert werden.
Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion, die auf Fakten basiert – nicht auf Spekulationen oder emotionalisierten Einzelmeinungen. Die Herausforderungen unserer Zeit verlangen differenzierte Betrachtungen und lösungsorientiertes Denken. Es geht um mehr für die Stadt Bad Urach und den Ortsteil Hengen – deshalb ein klares »Ja« zur Ansiedlung von Amazon.
Bernd Mayer mit Axel Steinhart, Uthe Scheckel, Bruno Woerner, Uwe Failenschmid, Stefan Reichenecker, Manuel Friedrich, Joachim Kaczmarek, Irmgard Naumann und Florian Metzger, FWV-Fraktion, Bad Urach
