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Aktuell Leserbrief

»Regionalstadtbahn auch mit Bus!«

Regionalstadtbahn (per E-Mail)

Unter Bezug auf die aktuelle Diskussion über die Regionalstadtbahn – insbesondere den Leserbrief von Herrn Wayand vom 18. Oktober – möchte ich auf ein neues Verkehrsmittel für die Nebenstrecken hinweisen, das gerade vermehrt eingesetzt wird. Auf der Hauptstrecke sind Gleise vorhanden, auf den Nebenstrecken müssten diese erst verlegt werden. Deshalb sollte für die Nebenstrecken auch der Bus berücksichtigt werden. Natürlich ein emissionsfreier Bus, wie der Batterieoberleitungsbus. Als kurze Bezeichnung schlage ich B+O-BUS vor. Der B+O-BUS verdankt seine Existenz dem Fortschritt in der Batterietechnik und Leistungselektronik in den letzten Jahren und hat damit die Planungen zur Regionalstadtbahn (RSB) technologisch bereits überholt. Für die Stadt Esslingen am Neckar wurden im März dieses Jahres 52 neue solche Busse bei Skoda Electric in Tschechien bestellt – Investitionssumme rund 41,5 Millionen Euro (siehe Zeitschrift Nahverkehrspraxis), im Internet leicht zu finden.

Esslingen hat seit 1944 Erfahrung mit O-Bussen und will nun das gesamte Netz mit B+O-BUS bedienen. Ein Blick nach Frankreich zeigt, wohin die Reise gehen kann: In der Stadt Nancy am Oberlauf der Mosel verkehren seit April 2025 auf der Linie 1 insgesamt 25 Doppelgelenk-Batterietrolleybusse des Typs Light Tram 25 (Hersteller HESS, Solothurn).

Die Fahrzeuge sind 24,4 Meter lang und bieten 46 Sitzplätze bei einer Gesamtkapazität von 154 Fahrgästen. Nancy hat seit 1982 Erfahrung mit Oberleitungsbussen, dort Trolley genannt. Siehe auch Wikipedia Oberleitungsbus Nancy. Dieselben Fahrzeugtypen fahren auch in Basel. In der Innenstadt fährt der B+O-BUS nahezu geräuschlos im Batteriebetrieb, im Außenbereich wird er über Oberleitung mit Strom versorgt. Auch können die Batterien aus der Oberleitung aufgeladen werden. Damit ist der B+O-BUS sowohl auf eigener Trasse als auch im normalen Straßenverkehr einsetzbar. Ein wesentlicher Vorteil: Linienführungen lassen sich einfach anpassen, insbesondere in den Innenstädten. Für die geplante Strecke Reutlingen-Pfullingen-Engstingen ein großer Gewinn. Die Innenstädte können ohne Oberleitung passiert werden. Auch die Geräusche von Stahlrad auf Stahlschiene entfallen. Zudem liegen die Investitionskosten deutlich niedriger. Durch den Wegfall von Schienen und Trassenbau betragen sie überschlägig weniger als ein Drittel gegenüber der geplanten Stadtbahn. Ein ganz wichtiges Argument. Auch können größere Steigungen dank Oberleitung leicht realisiert werden.

Der B+O-BUS ist wesentlich leichter als die in Reutlingen bekannten 100-Prozent-Batteriebusse, da nur die Energie für maximal einen Umlauf statt für den ganzen Tag gespeichert werden muss. Angesichts der vom Zweckverband RSB genannten Baukosten von über 500 Millionen Euro allein für die Echaztallinie sollte die massiv preisgünstigere Variante B+O-BUS unbedingt in die laufende Planungsrunde miteinbezogen werden – auch wenn dies den Zeitplan etwas verlängert. Bund und Land als Hauptfinanzierer verfügen gerade nicht über unbegrenzte Mittel – ein guter Grund diese innovative Lösung ernsthaft zu prüfen.

 

Dr.-Ing. Klaus Metzger, Reutlingen