Für den medizinischen Laien stellt sich bei einem extremen Krankheitsfall zu Hause die Frage: Was ist zu tun? Der Zustand meiner Ehefrau führte bei uns zu der Befürchtung: Schlaganfall/Herzinfarkt, also: Notfall-Anruf: 112! Nach Schilderung der Daten und des Krankheitsvorganges wurden wir aufgefordert, doch die Notfallaufnahme des Kreiskrankenhauses aufzusuchen. Statt Notfallwagen musste ich meine Frau selbst ins Krankenhaus fahren. Während der Autofahrt hatte sie extrem hohen Blutdruck, starke Kopfschmerzen und panische Angst. Nachdem wir die Zentrale Notaufnahme erreichten, wurden wir umgehend an die neue Portalpraxis weitergeleitet, dort würde in wenigen Minuten die Sprechstunde beginnen.
Der zuständige Arzt nahm Grundsatzuntersuchungen, die immer wieder von längeren Wartezeiten unterbrochen werden mussten, vor. Nach Verabreichung einer starken Schmerztablette, die fast wirkungslos blieb, entschloss sich der Arzt, die Patientin doch von einem Neurologen in der Zentralen Notaufnahme untersuchen zu lassen. Wir wurden also weitergeleitet zur Zentralen Notaufnahme, wo wir drei Stunden zuvor schon vorgesprochen hatten. Mit dem Befund einer unauffälligen CT, Schmerztabletten und einer MRT-Empfehlung wurden wir zum Hausarzt weitergeleitet. Fazit: Nach 6,5 Stunden Aufenthalt im Krankenhaus wurden wir, ohne wesentliche Verbesserung des Zustands meiner Frau, nach Hause geschickt. Als Betroffener fühlt man sich da abgewimmelt! Ausdrücklich bemerken will ich, dass das Pflegepersonal hilfsbereit war und die fachkundigen Ärzte halfen, soweit es in ihren Möglichkeiten war.
Aufgrund des GEA-Artikels und unserer Notaufnahme-Erkenntnis möchte ich auf einige gravierende Missstände hinweisen. Erstens: Personalnotstand im Bereich Notaufnahme. Die vom Vorsitzenden Geschäftsführer der Kreiskliniken gegründete Portalpraxis ist eine Mogelpackung! Patienten kommen nicht wegen einer Bagatelle in die Klinik. Der dargestellte Behandlungsdruck existiert aufgrund des Personalnotstandes, eines Kosteneinsparungsprogramms. Er wird auch nicht kleiner, wenn zu einem Wartebereich für 50 Personen ein weiterer für 50 Personen hinzukommt. Dem Patienten ist damit nicht geholfen. Zweitens: Im GEA-Bericht wird auf eine finanzielle Unterdeckung von zwei Millionen Euro hingewiesen. Dass die ambulanten Notfallbehandlungen innerhalb der letzten vier Jahre um 17,4 Prozent zunahmen, halte ich nicht für überproportional, sondern in Anbetracht gestiegener Bevölkerung, Verkehrsdichte und Freizeitunternehmungen für normal! Wurde der Personalstand in der Notaufnahme auch um 17,4 Prozent in den letzten vier Jahren erhöht?
Drittens: Eine Studie der Technikerkrankenkasse ergab, dass »nur« sechs von zehn Patienten, die die Notaufnahme aufsuchten, tatsächlich »Notfälle« waren. Ja … hinterher ist man immer schlauer! Was für eine sinnlose Studie mit den Mitgliedsbeiträgen. Oder einfach nur zur Kosteneinsparung? Wie ist denn ein tatsächlicher Notfall definiert? Kurz bevor der Patient in Ohnmacht fällt? Ein Menschenleben oder ein unnötiger bleibender Schaden bei einem Menschen kann mit Geld gar nicht aufgewogen werden. Machen Sie doch wenigstens eine Studie über Folgekosten, die durch nicht aufgenommene Patienten in der Notaufnahme entstanden sind! Als Patient wird man immer mehr mit dem Kostendruck der Ärzte konfrontiert.
Meine Frau befindet sich weiterhin mit Schmerzen und ohne jegliche Lebensqualität zu Hause in einer neuen, wochenlangen Warteschleife (MRT-Termin)! Was kann ich als mitbelasteter Ehemann unternehmen? Ich kann nur hoffen, mit diesem Leserbrief auf unser krankes Gesundheitssystem aufmerksam zu machen und: Warten bis ein »zweifelsfreier Notfall« eintritt?
Fritz Epple, Reicheneck