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Aktuell Leserbrief

»Mitleid hält sich in Grenzen«

Stuttgart 21/Zum Kommentar von Oliver Jirosch vom 27.1. (per E-Mail)

Der Kommentar von Herrn Jirosch erstaunt mich doch sehr. War es nicht der GEA, welcher das vollkommen aus dem Ruder gelaufene »bestgeplante Projekt« mehr als wohlwollend begleitet hat? Die im Kommentar genannte Summe von 4,5 Milliarden bei Vertragsabschluss beinhaltet ja schon einen Risikozuschlag von 50 Prozent, die von der Bahn veranschlagten Gesamtkosten waren auf 3 Milliarden festgesetzt. Alle von den Kritikern vorgebrachten Angaben zu Kosten und Bauzeit wurden von den Befürwortern ignoriert. Herr Jirosch ignoriert auch, dass die festgelegten Kostenbeiträge der Projektpartner Freiwilligkeitsleistungen ohne gesetzliche Grundlage sind. Wenn nun immer noch nicht geklärt ist, wie der Flughafenbahnhof aussehen wird, muss ich mich schon fragen, wieso dann schon der Tunnel auf die Filder gebaut wird.

Also wenn sich hier jemand blamiert, dann ist es die Bahn und ihr alleiniger Eigner der Bund. Wenn der Kommentator die Beeinträchtigungen in Stuttgart erwähnt, muss daran erinnert werden, dass die Stuttgarter Bürger mehrheitlich gegen den damals noch möglichen Ausstieg aus dem Projekt gestimmt haben. Mein Bedauern hält sich in Grenzen. Ein Projekt, bei dem von Anfang an mit geschönten, um nicht zu sagen mit falschen Zahlen gearbeitet wird, geht zwangsläufig schief.

Seltsamerweise halten sich alle früheren Befürworter bis zur Sprachlosigkeit zurück, ganz abgesehen davon, dass viele der Verantwortlichen inzwischen im wohlversorgten (nicht wohlverdienten) Ruhestand sind. Dass der Wirtschaftsstandort Stuttgart beeinträchtigt wird, ist nicht nachvollziehbar, Bahnfahren ist bei den in Stuttgart starken Branchen ohnehin nicht in Mode, der Güterbahnhof wurde ja schon vor vielen Jahren aufgegeben, wohl, weil er für die Wirtschaft nicht von Bedeutung war und Bauplätze in Innenstadtnähe mehr Profit versprechen.

Roland Stehle, Pliezhausen