Der Kommentar von Herrn Drenovak hat mich befremdet. Stellen Sie sich vor, ein Mitglied der Partei »Die Linke« bewirbt sich bei der CDU auf eine Referentenstelle. Jeder und jede würde dazu sagen, das ist ein No-Go. Es ist nicht zu erwarten, dass der Bewerber die Werte und Ziele der Partei glaubhaft nach außen vertreten wird. Und niemand käme hier auf die Idee, dass es diskriminierend wäre, wenn er nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen würde.
Anderseits ist Herrn Drenovak zuzustimmen, dass es tatsächlich diskriminierend wäre, wenn Daimler alle Katholiken ausschließen würde. Aber – was hat Daimler mit der Katholischen Kirche zu tun? Analog wäre es auch diskriminierend, hätte das Diakonische Werk den ganaisch-stämmigen Bewerber, trotz seiner grundsätzlichen Eignung, wegen seiner Hautfarbe nicht eingeladen. Hier wäre eine Klage sinnvoll und notwendig gewesen. Denn Hautfarbe hat genauso wenig mit Kirche zu tun wie der katholische Glaube mit Daimler.
Dass aber ein Mensch Kirche und Diakonie nicht glaubhaft nach außen vertreten kann, wenn er oder sie nicht in der Kirche ist, vielleicht sogar willentlich der Kirche den Rücken gekehrt hat, sollte eigentlich selbstredend sein. Und ein Referent/eine Referentin wird zuallererst als Vertreter/ Vertreterin der Kirche wahrgenommen. Könnte dann nicht auch ein konfessionsloser Theologe (ja, das gibt es!) dagegen klagen, nicht zum Pfarramt zugelassen zu werden? Die formale Befähigung dazu hat er ja auch. Wenn aber, wie hier, aus über 200 (!) Bewerbungen, 38 als besonders qualifiziert ausgesucht werden, von denen dann 4 (!) zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden, dann ist eine Klage wegen Diskriminierung, durch eine nicht der Kirche angehörige Frau, sicher schon von daher ein starkes Stück – und es drängt sich mir der Eindruck auf, dass es viel eher darum ging, Kirche und Diakonie vorzuführen und verächtlich zu machen.
Dr. Kruttschnitt, Vorstand im Diakonischen Werk Deutschland, betont: »Die Einstellungsvoraussetzungen in Kirche und Diakonie sind kein Selbstzweck. Sie dienen der Erfüllung des christlichen Auftrags von Kirche und Diakonie, eines Dienstes an der Gesellschaft. Menschen dürfen darauf vertrauen, dass dort, wo Kirche und Diakonie draufsteht, auch Kirche und Diakonie drin ist.« Dessen ungeachtet arbeiten selbstverständlich sehr viele Menschen in Kirche und Diakonie, die nicht Kirchenmitglieder sind, sondern muslimischen, jüdischen, hinduistischen, buddhistischen oder eben auch keines Glaubens sind, gerade in Kindergärten, Seniorenheimen, Krankenhäusern, et cetera. Das ist so.
Aber dort, wo Menschen Kirche und Diakonie auch nach außen repräsentieren und für deren Werte und Überzeugungen einstehen, ist es nötig, dass das eben auch durch die Mitgliedschaft in der Kirche gewährleistet ist. Hier wird nicht Glaube vor Qualifikation gestellt. Im Gegenteil, die Kirchenmitgliedschaft ist ein Teil der notwendigen Qualifikation, neben der selbstverständlich geforderten, fachlichen. Oder will Herr Drenovak unterstellen, dass Kirchenmitglieder grundsätzlich weniger qualifiziert sind als andere?
Rosemarie Muth, Reutlingen
