Vielen Dank an Frank Bode und Dietmar Czapalla, dass sie dieses Thema noch einmal aufgegriffen haben. Die Idee, einen »Hambacher Forst« zu veranstalten, finde ich sehr gut. Ich würde mich auf meine alten Tage noch an einen der alten Bäume ketten lassen, um dessen Fällung zu verhindern.
Selbst die Grünen haben der Vernichtung dieser grünen Lunge zugestimmt. Eine schlimmere Heuchelei kann es nicht geben. Und die Zustimmung der SPD und Linken wurde wohl damit erkauft, dass dort ein Gewerkschaftshaus gebaut werden soll. Als ob dies nicht genauso gut auf dem Wagnerbuckel stehen könnte. Der hässlichen Industriebrache würde bestimmt niemand nachtrauern. Es wäre sowieso besser und wahrscheinlich auch billiger, das ganze Wagner-Areal abzureißen und ein neues lebenswertes Stadtviertel entstehen zu lassen, als an den alten Industriebauten herumzudoktern.
Besonders enttäuscht es mich als Mitglied des BUND und Nabu, dass von dieser Seite keine Reaktionen kamen. Man sammelt lieber Unterschriften und auch Geld für Aktionen in der Dritten Welt. Hat man mal bei den Vogel- und Insektenzählungen diesen Park berücksichtigt?
Wir Deutschen wollen immer die Welt retten, aber bitte nicht vor unserer Haustür. Alle verteufeln Herrn Bolsonaro zu Recht wegen der Abholzung des Regenwaldes. Aber wenn es um eine grüne Lunge in unserer Stadt geht, gibt es plötzlich auch bei uns die Bolsonaros, denen die Interessen eines Grundstücksbesitzers wichtiger sind als das städtische Klima und wertvolle alte Bäume mit dazugehöriger vielfältiger Tierwelt. Da wird eben mal eine Bestimmung, die unsere Altvorderen vor Jahrzehnten in weiser Voraussicht erlassen haben, vom Tisch gewischt – und das nahezu einstimmig. Hunderttausende Jugendliche folgen Greta Thunberg und schwänzen die Schule für den Klimaschutz. Aber eine große ökologische Sünde in der eigenen Stadt wird nicht gesehen oder bekämpft. Wo sind sie denn alle, die Nachwuchsorganisationen der Parteien, Kirchen, Vereine, Umweltverbände und Tierschutzorganisationen?
Ich möchte gerade die jungen Menschen in Reutlingen dazu auffordern, etwas zu tun, Petitionen und Demonstrationen gegen die Vernichtung der grünen Lunge des Geiselhart-Geländes zu organisieren, um zu zeigen, dass ihnen der Natur- und Klimaschutz auch in unserer Stadt wichtig ist.
Hier wird gerade ein Stück ihrer Zukunft vernichtet. Viele der Älteren würden ihnen folgen. Dieselfahrverbote reichen nicht. Es gilt zu allererst, die wertvollen Wald- und Baumbestände zu erhalten, die uns seit vielen Jahrzehnten mit guter Luft versorgen.
Hella Waldvogel, Reutlingen