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Aktuell Leserbrief

»Es fehlt in Reutlingen an Rückstellungen für Essenzielles«

Zum Artikel »Bedenklicher Zustand« vom 28. Oktober (per E-Mail)

Nicht nur Bauschäden am Reutlinger Rathaus wurden jahrelang ignoriert. Die ernste Haushaltslage wird durch nette Gesten und schöne Reden auch in der Tagespresse leider nicht konsolidiert.

Es müssten in den letzten Jahrzehnten den Protagonisten im Rathaus und im Gemeinderat bei ihren Tätigkeiten auch für die Bezirksgemeinden aufgefallen sein, dass an vielen Stellen marode Bausubstanz zu beklagen ist. So war zum Beispiel die Statik der Dachkonstruktion in der Kemmlerhalle Betzingen für deren Sperrung schon vor 20 Jahren verantwortlich gewesen. Schon damals fehlte das Geld an allen Ecken für die Sanierung der Mängel an den, in städtischer Verantwortung liegenden, Gebäuden und Bausubstanzen.

Es waren keine Mittel da, um die Jahrzehnte alten, undichten Holzfenster der Ohmenhäuser Grundschule zu erneuern, oder die ebenfalls in Ohmenhausen betriebene Aussegnungshalle, welche seit Jahren mit Baufolien am Dach provisorisch abgedichtet ist, neu zu decken.

Es fehlt in Reutlingen seit Jahren an Rückstellungen für Essenzielles. Mit der Mehrheit des Gemeinderates wird zum Beispiel ein Glashaus in der Oberamteistraße realisiert, ein bedauerliches 30-Millionen-Euro-Grab. Oder, was lange bekannt ist, aber auf die lange Bank geschoben wurde, ein Formaldehyd belastetes Rathaus – die Renovierung scheint nicht finanzierbar.

Wir versenken Millionen für einen digitalen Fantasie-Güterbahnhof und freuen uns über Fördergelder, welche nicht zurückbezahlt werden müssen, nachdem sich das begonnene Objekt als illusorisch erwiesen hatte!

Der Gipfel der wohlstandsverwöhnten Steuergeld-Verschwender: Der Gemeinderat mit seiner links-grünen Mehrheit entscheidet sich für ein oben fahrendes, schienenbasiertes Verkehrsmittel in die ohnehin zu enge Innenstadt Reutlingens, nämlich die »Stadtbahn«!

Dieses Vehikel aus der Vor- und Nachkriegszeit ist so unsinnig wie Hunderte Millionen Euro teuer und ignoriert die technischen und heute schon absehbaren Entwicklungen der Zukunft. Bedenken gegen derartige Verschwendungen anderer Coleur, auch im Gemeinderat, wurden als provinziell diffamiert und immer wieder verworfen.

Längst weithin, auch im Land, sind ideologische Irrwege und Verschwendungen von Steuergeldern an der Tagesordnung und werden einfach nur mal schöngeredet. Dann wird Unsinniges leichtfertig realisiert und Millionen versenkt, da man derartige Visionen wirtschaftlich nicht selbst zu verantworten hat, sondern dem Steuerzahler und den zukünftigen Generationen vor die Türen kehren kann.

Die Schulden von heute und morgen können dann nicht mehr wegdebattiert werden, denn solcher Art Verbindlichkeiten werden noch über zig Legislaturperioden verantwortet werden müssen, dann auch von den Kindern der heutigen Gemeinderäte und der hierfür Verantwortlichen. Den zukünftigen Steuerzahlern von morgen eben.

Da vergeht jedem Kaufmann die Zuversicht auf finanzielle Beinfreiheit in der Zukunft! Auf hoffentlich dichte Dächer, wenigstens am Rathaus.

 

Michael Maier, Reutlingen