Beim Vorschlag der Regierung zur Grundrente bleibt einem als Betroffene glatt die Spucke weg. Seit ich 17 Jahre alt bin, arbeite ich fünf Tage die Woche, erhalte aber schon immer ein niedriges Gehalt. Bis ich 67 Jahre bin, werde ich fast 50 Jahre Rentenbeitrag gezahlt haben (tatsächlich immer Beitrag gezahlt, keine Ersatzzeiten). Und dann erhalte ich nicht einmal die Grundrente, weil ich verheiratet bin und wir dann zusammen über 2 000 Euro Rente haben werden. Das wird sicherlich bei über 90 Prozent der verheirateten Frauen der Fall sein.
Unsere zu erwartende Rente werden wir eh schon (wie sehr viele) von unserem gesparten Vermögen aufstocken müssen (die Mieten werden sicher nicht sinken). Soll ich mich jetzt scheiden lassen? Und demnächst, also 15 Jahre früher, aufhören zu arbeiten? Weil ich dann genau so viel Rente oder mehr erhalte? Was ist das für eine Familienpolitik, wenn verheirate, berufstätige Frauen so massiv benachteiligt werden? Wenn überhaupt eine Bedürftigkeitsprüfung, dann ja wohl ab einem gemeinsamen monatlichen Einkommen von deutlich über 3 000 Euro (das reicht dann wenigstens auch für zwei Personen gut zum Leben). Sollte das Gesetz mit dieser Bedürftigkeitsprüfung (1 950 Euro) wirklich kommen, fordere ich alle Wähler auf, die Parteien dieser Regierung nie mehr zu wählen. Das wäre wirklich ein Affront gegen verheiratete Frauen.
Brigitte Peter, Reutlingen