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Aktuell Leserbrief

»Der eigene Fahrweg bringt’s«

Zum Artikel »Autonome Fahrzeuge allein reichen nicht« vom 7. Oktober (per E-Mail)

Das Gespräch mit dem Fachmann vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beleuchtet viele Aspekte des zukünftig denkbaren »autonomen« individuellen und öffentlichen Nahverkehrs. Nur einer fehlt: der eigene Fahrweg. Schienenfahrzeuge sind nicht nur deshalb schneller und sicherer, weil sie auf Eisengleisen fahren, sondern auch, weil sie einen eigenen Fahrweg haben, auf dem ausschließlich sie allein unterwegs sind. Den Unterschied kann man in Stuttgart beobachten: Solange ein Gleis ungeschützt in der Straße verläuft, kommt es immer wieder zu Konflikten; ob nun ein Pkw mit der Bahn kollidiert oder die Straßenbahn mit im Autostau steckt. Wenn aber das Gleis/der Fahrweg baulich getrennt ist, etwa auf einem Damm oder in einem geschotterten beziehungsweise bepflanzten Gleisbett mit seitlicher Abgrenzung durch Bordsteine, kann die Bahn schnell, sicher und ungestört unterwegs sein.

Ein erster Ansatz zum eigenen Fahrweg sind in Reutlingen die Busspuren. Sie sind zwar nur mittels Markierungen vom übrigen Verkehr getrennt, werden aber (meistens) respektiert. Um die Busse aus dem übrigen Verkehr heraus- und die Fahrpläne besser einzuhalten, bräuchte es deutlich mehr davon.

Wenn man den Fahrweg-Gedanken undogmatisch weiterspinnt, könnte man sich auch vorstellen, in Zukunft keine weiteren »Eisen-Bahnen« auf Schienen zu planen, sondern Busse – autonom oder mit Fahrer, mit Elektro- oder einem anderen umweltfreundlichen Antrieb – auf einem jeweils eigenen Fahrweg, der durch mobile oder feste Leitsysteme vom übrigen Verkehr getrennt ist. Damit könnte man schon beim heutigen Busverkehr anfangen.

 

Dr. Susanne Eckstein, Reutlingen