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Aktuell Leserbrief

»Chancen und Veränderungen durch Regio-Stadtbahn«

Zum Artikel »Erster Infoabend mit Fokus auf Trassenführung« vom 22. Oktober (per E-Mail)

Der Verkehr in der Region wird vom Auto dominiert. Erhebliche Pendlerströme bringen das Straßennetz an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Wer die Verkehrsprobleme in den Griff bekommen will, braucht neben dem Auto ein zweites, leistungsfähiges System. Ein Verkehrssystem, das viele Menschen effektiv von einem Ort zum anderen bringt. Eines, das keine Konkurrenz ist zum Auto oder zum Bus, sondern eine willkommene Ergänzung. Das funktioniert nur, wenn dieses Verkehrssystem die Menschen schnell, bequem und zuverlässig transportiert. Wenn viele Menschen es gerne und oft nutzen. Dafür gibt es eine Lösung: die Regio-Stadtbahn Neckar-Alb.

Die Verknüpfung der Bahnstrecken im Umland mit der neuen Strecke in der Innenstadt von Reutlingen schafft den Quantensprung. Viele Fahrziele, für die man bisher umsteigen muss, werden mit ihr direkt erreichbar sein. Umsteigen ist umständlich und schreckt die Menschen ab. Auf den meisten Linien wird sie im 30-Minuten-Takt verkehren. Wenn sich mehrere Linien auf derselben Strecke überlagern, wird daraus ein 15-Minuten- oder sogar ein 7,5-Minuten-Takt. Überlastete Busstrecken werden entlastet: Denn in einen Zug der Regio-Stadtbahn passen vier Mal so viele Menschen wie in einen Bus.

Die Regio-Stadtbahn ist besonders sicher für Menschen, die nicht so gut auf den Beinen sind. Barrierefreie Schiebetritte erleichtern den Ein- und Ausstieg. Sie ermöglicht es auch vielen Menschen, auf ein eigenes Auto und die damit entstehenden Kosten zu verzichten. Sie bedeutet einen großen Beitrag für den Klimaschutz. Zum einen braucht sie für jeden beförderten Passagier weniger Energie als jedes andere Verkehrsmittel (ob nun Elektro-Bus, autonomer Minibus oder Privat-Pkw). Nur das Fahrrad ist effizienter. Zum anderen bringt sie viele Menschen zusätzlich weg vom Auto und rein in den ÖPNV.

Die Erfahrungen in Karlsruhe und Heilbronn haben gezeigt, dass eine Regio-Stadtbahn gut funktionieren kann und von den Menschen angenommen wird. Die Fahrgastzahlen haben sich deutlich erhöht und Region und Städte wurden gestärkt. Sie ist eben nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern bedeutet auch Klimaschutz, Standortvorteil, Wirtschaftsfaktor und Stärkung des Einzelhandels in den Innenstädten. Die beiden echten Innenstadtvarianten in Reutlingen (Lederstraße, Gartenstraße) haben einen positiven Nutzen-Kosten-Indikator, was es ermöglicht eine Auswahl zu treffen. Bei der Variante der Führung über die Trasse der alten Honauer Bahn handelt es sich um keine Stadtbahn. Sie fährt mehr oder weniger an der Stadt vorbei und bringt ihr deswegen keine Vorteile.

Überall in der Region wird am Projekt Regio-Stadtbahn geplant und auch schon gebaut. Alle Kommunen beteiligen sich über Umlagen direkt oder indirekt finanziell daran. Nun gilt es in Reutlingen das Beste daraus zu machen und die Innenstadtstrecke in Angriff zu nehmen.

 

Andreas Linsmeier, Reutlingen, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand von Pro RegioStadtbahn e. V.