Sehr geehrter Herr Rebmann, zunächst gratuliere ich Ihnen zu Ihrer erneuten Wahl zum Bürgermeister der Stadt Bad Urach. Mit meinem Glückwunsch verbinde ich die freundliche Bitte, die geplante Ansiedlung von Amazon in Hengen nochmals zu überdenken. Ich denke, Bad Urach hat mit seiner wunderschönen Tal-lage und den beiden Bundesstraßen eine ganz besondere Anziehungskraft. Diese Attraktivität hat sicher auch dazu geführt, dass die Post in bester Verkehrsanbindung am Ortsausgang von Bad Urach, Richtung Seeburg, ein großes Postverteilzentrum errichtet hat und betreibt.
Wenn man am Wochenende an diesem Distributionszentrum vorbei fährt, kann man leicht über 50 geparkte Postfahrzeuge zählen. Es handelt sich also um ein großes Verteilzentrum, das sicher das obere Ermstal und die auf der Albhochfläche angrenzenden Orte versorgt. Nun ist in der Diskussion, ein weiteres – bestimmt ebenso großes – Logistikzentrum im Stadtgebiet der Kur- und Bäderstadt Bad Urach anzusiedeln.
Wird das Logistikzentrum in Hengen gebaut, nutzen zwei große Verteilnetzwerke sowohl für die Zufuhr als auch für die Verteilung ihres Sortiments, ihrer Briefe und Pakete die öffentliche Verkehrsinfrastruktur in und um Bad Urach. Die Verantwortlichen in der Stadt haben sich in jüngster Zeit mit der Planung und Realisierung der Hochhaus- und Wasserfallkreuzung sehr viel Mühe gegeben. Leider haben die beiden geplanten Kreuzungen mit Blick auf ihre Leistungsfähigkeit nur ein ausreichend, in Schulnoten ausgedrückt eine 4, erhalten. Es wäre falsch, von diesen Projekten all zu viel zu erwarten. Parallel dazu kommt, dass im Bahnhofsbereich eine Mobilitäts-Drehscheibe geplant ist. Ein Element des Projekts ist, die Bahngleise näher an die Stadt heran zu führen. Gleichzeitig muss bei dieser Lösung aber der fließende Verkehr alle 20 bis 25 Minuten gesperrt werden – für die Durchfahrt des Zugs.
Stellt man sich nun vor, wie die beiden Verteilzentren ihre Auslieferungsfahrzeuge morgens zwischen 7.30 und 9 Uhr auf den Weg schicken, während alle anderen, die zur Arbeit fahren und zur Schule müssen, auch unterwegs sind, merkt man schnell, dass dadurch die Verkehrsinfrastruktur der Stadt überlastet wird. Bedenkt man außerdem, dass auch in Zukunft viele Verbrenner unterwegs sein werden, wird so eine Situation auch die Luftqualität im Talkessel verschlechtern. Bitte seien Sie so freundlich und überlegen Sie sich die Sache mit einem zweiten Logistzentrum auf Bad Uracher Gemarkung nochmals.
Alfred Rupp, Bad Urach