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Aktuell Leserbrief

»Beamtenstatus auslaufen lassen«

Zu den GEA-Artikeln »Rolle der Staatsdiener auf dem Prüfstand« und »Streikverbot zeitgemäß?« vom 16.1 und 18.1. (per E-Mail)

Sollte man den Beamten, speziell den Lehrern, ein weiteres Privileg wie ein Streikrecht zugestehen? Für mich ist die Frage eher, ob man die Versorgungsunterschiede zwischen Angestellten, Arbeitern und Beamten 2018 noch gut heißen sollte?

Beamte sind sehr gut versorgt. Unkündbarkeit, Freistellung vom Dienst für Kindererziehung oder bei einer Tätigkeit als Abgeordneter um nur einige Beispiele zu nennen. Die Besserstellungen der Hinterbliebenen oder bei der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand oder bei der Mindestvorsorgung sind nicht zu verachten (65% vom Brutto). Beamte bezahlen keine Sozialversicherungsbeiträge. Man weiß über die Bevorzugung der meist privat versicherten Beamten in den Praxen und In Krankenhäusern.

Der Pensionär erhält nach 40 Dienstjahren maximal 71,75%vom Brutto seiner letzten Gehaltsstufe, der Rentner nach 45 Jahren maximal 48% vom Brutto. Beamte erhalten heute im Durchschnitt 3 100 Euro Pension, Rentner 1 150 Euro.

Bevor man nun Lehrern, denen auch keine hoheitlichen Aufgaben zugeschrieben werden, weitere Rechte zugesteht, sollte man auch darüber nachdenken, ob der uralte Beamtenzopf nicht gänzlich abgeschnitten gehört. Schließlich stammen die Grundsätze dazu aus dem 19. Jahrhundert. Es würde der Gerechtigkeit zu Ehren verhelfen, wenn alle in denselben Sozialtopf einbezahlen würden.

Man müsste ja nur keine neuen Personen mehr in den Status verbringen. Diejenigen, die ihn noch innehaben hätten dann noch eine Art Besitzstandswahrung. Personen mit hoheitlichen Aufgaben wie Polizisten könnten ihren Treueeid auch genauso leisten, wie das die Beschäftigten im öffentlichen Dienst tun (per Unterschrift). Wenn der Mensch, die für sein Amt nötige Moral (Unbestechlichkeit, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Loyalität) nicht in sich trägt, bringt ein Eid während der Verbeamtung auch nichts.

Das Auslaufenlassen des Beamtenstatus könnte auch ein Beitrag zu mehr Ausgleich innerhalb dieser Gesellschaft sein. Außerdem würden vielleicht junge Menschen ihre Berufswahl nicht von gewissen Privilegien abhängig machen, sondern eher von dem, was ihrem Talent und ihren Fähigkeiten wirklich entspricht.

Gebhard Mack-Reiser, Burladingen