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Aktuell Rettet die Bühne

Verleger Valdo Lehari über die GEA-Aktion: »Die Kultur darf nicht kaputtgehen!«

Als im GEA die Idee aufkam, freie Bühnenkünstler in der Coronakrise mit einer Spendenaktion zu unterstützen, war GEA-Verleger Valdo Lehari sofort mit dabei. Er setzte sich nicht nur als Schirmherr an die Spitze der Aktion, sondern kündigte auch gleich noch an, der GEA und »GEA-Leser helfen« würden den gespendeten Betrag noch aufstocken.

Liedermacherin Sarah Lesch bei einem Auftritt. Für die Sängerin sind wie für alle Künstler im Moment die Bühnen dicht. Foto: Tenschert
Liedermacherin Sarah Lesch bei einem Auftritt. Für die Sängerin sind wie für alle Künstler im Moment die Bühnen dicht. Foto: Tenschert

REUTLINGEN. Über 30.000 Euro haben GEA-Leser seit 11. November für die Aktion »Rettet die Bühne – Hilfe für Künstler« gespendet, eine Welle der Solidarität. Viele Künstler aus der Region, die wegen der Corona-Beschränkungen derzeit nicht auftreten können, haben sich gemeldet und um Unterstützung gebeten. Viele von ihnen haben betont, dass mindestens so wichtig wie das Finanzielle die Geste sei: Das Gefühl, nicht vergessen zu sein.

Zwei Gründe führt GEA-Verleger Lehari an, warum er sich an die Spitze der Aktion gestellt hat: »Der Hauptgrund ist der, dass die Gesellschaft ohne Kultur nicht funktioniert. Die Kultur ist das Schmiermittel einer Gesellschaft, allemal in einem demokratischen Gemeinwesen.« Die Pandemie habe den Künstlern die Auftrittsmöglichkeiten genommen.

Der zweite Grund: »Mit unserer Aktion ›GEA-Leser helfen‹ versuchen wir gemeinsam mit den Lesern zu unterstützen, wenn Leute unverschuldet in Not kommen und der Staat nicht oder nicht ausreichend hilft.« Viele Künstler hätten von den von Bund und Ländern versprochenen Hilfen noch nichts oder nur wenig erhalten. Da setze die Aktion des GEA an. Im Übrigen sei es zwar wichtig, dass der Staat sich engagiere – »ich bin aber ein großer Anhänger davon, dass dem Staat nicht alles überlassen wird«. Ein Blick in die Geschichte zeige, dass es nicht immer gut gewesen sei, wenn der Staat sich zu stark in die Kultur eingemischt habe. Natürlich müsse der Staat sich engagieren, »aber ich denke, dass es nicht zuletzt auch eine bürgerschaftliche Aufgabe sein sollte, die Kultur am Leben zu erhalten«. Kulturelle Projekte könnten nur von Dauer sein, wenn sie nicht nur vom Staat, sondern auch von der Bürgerschaft getragen werden.

GEA-Verleger Valdo Lehari jr.." Foto: dpa
GEA-Verleger Valdo Lehari jr.." Foto: dpa

Dass sich gerade eine Zeitung für die Kultur engagiert, ist für Lehari dabei eine logische Konsequenz: »Wir sind ja als Zeitung auch selbst Teil des Kulturbetriebes. Eine Zeitung ist nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen, sondern auch Kulturgut im Sinne eines publizistischen Unternehmens in Verantwortung für Gesellschaft und Demokratie.« Daher wisse man beim GEA um die Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Gesellschaft noch polarisierter sei, wo sie unter Druck sei durch Ängste vor der Globalisierung, durch Zukunftssorgen, sei die Kultur wichtiges Bindeglied. »Sie darf auf keinen Fall kaputtgehen!«

Dass die Corona-Beschränkungen dabei bestimmte Bereiche besonders hart treffen, sei nicht zu übersehen. Die Kultur sei schwer betroffen, Lehari erinnert aber daran, dass etwa auch die Schausteller seit März praktisch ein Berufsverbot haben. Und er erinnert an Gastronomie und Einzelhandel: Auch hier sei es notwendig, dass sich die Bevölkerung solidarisch zeige, sonst drohe eine Verödung der Innenstädte. »Man kann nur appellieren, dass jeder das als Aufgabe und Pflicht sieht und seinen Beitrag leistet.« Die Coronakrise treffe auch Menschen, die im Umfeld der Kultur arbeiten, »zum Beispiel all die Leute, die backstage tätig sind«. Auch sie litten unter der Krise.

Aber gerade für die freien Bühnenkünstler sei die Situation natürlich prekär. Für bereits bekannte Akteure reichten die Erlöse aus den Streamingdiensten nicht aus, um zu überleben – sie seien auf Auftritte angewiesen. Und noch nicht so bekannte Künstler hätten im Moment kaum eine Chance, sich einen Ruf zu erarbeiten. »Da ist natürlich auch die Gefahr, dass hier ein Talentmarkt kaputtgeht«, gibt Lehari zu bedenken.

Dass man in der Kulturszene den Eindruck hat, durch die Coronakrise besonders belastet zu werden, sei verständlich, so der GEA-Verleger. »Gleichwohl ist es eine hohe Verantwortung und sehr komplex, in dieser Pandemie die richtigen Entscheidungen zu treffen in der Bundesregierung und in den Länderregierungen.« Es gebe für diese Krise keine Blaupause.

Zwischen den politischen Zusagen der Politik für Überbrückungshilfen und der Realität der Betroffenen liege dabei manchmal die Bürokratie dazwischen. »Deswegen ist mir die Entscheidung wichtig, hier schnell zu helfen – weil hier Menschen unverschuldet in Notlagen sind. Es ist wichtig, den Künstlern in dieser Situation auch zu signalisieren, dass man sie nicht vergisst.« (GEA)