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Windhorst als Hertha-Schatten

Hertha BSC ist sportlich zumindest solide unterwegs. Doch das Remis gegen Hoffenheim interessiert nicht. Der Konflikt mit Investor Windhorst spitzt sich durch die Affäre um israelische Detektive zu.

Fredi Bobic
Fredi Bobic, Sport-Geschäftsführer von Hertha BSC, während einer Pressekonferenz. Foto: Soeren Stache
Fredi Bobic, Sport-Geschäftsführer von Hertha BSC, während einer Pressekonferenz.
Foto: Soeren Stache

Die nächste, längst schon hollywoodreife Affäre um Lars Windhorst stellt Hertha BSC vor eine Macht- und Zerreißprobe. Von Einheit am Nationalfeiertag zwischen dem Verein und dem Investor keine Spur. Vorwürfe, Gegenvorwürfe, und mittendrin auch die Mannschaft, die nach dem 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim weiter auf den ersehnten ersten Saisonsieg im Berliner Olympiastadion wartet. »Es ist ja logisch, dass das jeder Einzelne mitbekommt«, sagte Trainer Sandro Schwarz. Nicht zuletzt, weil beim Gang vor die klatschenden Fans nach dem vierten Spiel ohne Niederlage nacheinander in der Fußball-Bundesliga ein Banner die Fan-Kurve schmückte mit der Aufschrift: »Windhorst raus aus unserem Verein.«

Mit den Schlagzeilen um ein angebliches Engagement einer israelischen Detektei, die den damaligen Windhorst-Gegenspieler und Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer öffentlich mit einer entsprechenden Kampagne diskreditieren sollte. Mit dem angeblich nicht gezahlten Honorar von mehreren Millionen Euro und einer Klage vor einem Gericht in Tel Aviv, die am Tag des Erscheinens des ersten Berichts über die Vorkommnisse wieder zurückgezogen wurde, herrscht genau das, was Hertha nicht mehr wollte: Unruhe. Und das rund um den 100. Tag von Gegenbauer-Nachfolger Kay Bernstein im Präsidentenamt, der am Dienstag eigentlich als Feiertag zelebriert werden sollte.

Windhorst bezeichnete die Berichte über die Israel-Connection als Unsinn und zeigte sich sehr unerfreut über die Reaktion der neuen Vereinsführung, warf ihr mangelnden Respekt vor. Dabei war für diesen Dienstag eigentlich eine große Medienrunde geplant. Mit am Tisch unter anderem Bernstein, ein ehemaliger Ultra, und Windhorst, der Geldgeber. Statt sich darauf vorzubereiten, musste Bernstein am 99. Tag seiner Amtszeit erstmal die angeforderte schriftliche Stellungnahme von Windhorst zu den Vorwürfen abwarten. Ebenso wie die Ergebnisse einer Untersuchung durch eine externe Kanzlei.

Dann werde man das auch intern besprechen und »sicher mit einer Aussage zurückkommen wie wir weiter vorgehen«, kündigte Geschäftsführer Fredi Bobic an. Auf den Kritik-Konter von Windhorst wollte der 50-Jährige nicht weiter eingehen. »Da reagiere ich gar nicht drauf. Das ist seine Meinung, die darf er öffentlich kundtun.«

Die Frage ist allerdings: Was kann nun passieren? Windhorst investierte seit seinem Einstieg 375 Millionen in den Verein über seine Tennor-Gruppe. Sportlich machte sich das positiv nicht bemerkbar: Klassenkampf-Realität statt Big-City-Club-Träumerei. Auch jetzt beträgt der Abstand auf Rang 16 gerade mal zwei Punkte trotz ermutigender Auftritte der Mannschaft.

Windhorst besitzt rund Zweidrittel der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA. Nur ein Verkauf würde Geld zurückbringen. Er hat einen Vertreter im Aufsichtsrat und hat Stimmrecht in der Hauptversammlung - bei richtungsweisenden Entscheidungen aber soll der Verein die Mehrheit haben. Unklar ist unterdessen, welches Mitspracherecht die Hertha bei einem Verkauf der Anteile von Windhorst hätte. Als Vereinsmitglied könnte Windhorst ausgeschlossen werden. Das wäre ein formaler Akt. Für die meisten Fans wäre er willkommen. »Schmutzkampagnen, Detektive und Millionen werden es nicht beenden, Hertha BSC bleibt fest in unseren Händen«, stand im Olympiastadion auf einem Spruchband.

Details zum Spiel bei bundesliga.de

Aussagen von Trainer Schwarz vor dem Spiel

© dpa-infocom, dpa:221002-99-979753/5