Hunderttausende Tiere sind nach dem Ausbruch der hoch ansteckenden Vogelgrippe bereits getötet und vernichtet worden. Furchtbar sind die Bilder von taumelnden, infizierten Kranichen, von Vögeln, die vom Himmel fallen, und von Betrieben, in denen das Virus nachgewiesen wurde. Dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge hat die Epidemie ein »ungekanntes Ausmaß« erreicht. Die Zugvogelrouten werden zu Infektionsautobahnen.
Die Vogelgrippe ist längst mehr als eine schlimme Tierseuche. Sie ist ein Stresstest für ein System, das auf Effizienz getrimmt wurde und nun an seine Grenzen stößt. Geflügelbetriebe stehen vor dem Ruin, Verbraucher müssen sich auf steigende Preise für den Gänsebraten zu Weihnachten einstellen und auch Eier dürften sehr bald deutlich teurer werden. Und das in Zeiten, in denen viele Bürger ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen.
Am Ende zeigt die aktuelle Welle, was passiert, wenn Krisenvorsorge vernachlässigt wird. So gibt es zwar experimentelle Impfstoffe gegen H5N1, aber hierzulande keine breite Strategie für den Ernstfall. Frankreich impft seine Enten-Bestände und konnte die Zahl der Ausbrüche damit drastisch reduzieren. In Deutschland wird weiter diskutiert. Dabei ist es nicht nur ökonomisch fragwürdig, sondern ethisch nicht zu vertreten, wenn unzählige, auch gesunde Tiere gekeult werden.

