VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo verhält sich oft vorsichtig. Seine Worte überlegt er sich in der Regel genau. Vor dem wichtigen Heimspiel des abstiegsbedrohten VfB Stuttgart gegen den Bayern-Bezwinger VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist die Ausgangslage aber eindeutig: Bloß nicht schon wieder verlieren! »Ganz ehrlich, wenn die Jungs es selbst nicht spüren, dass es Zeit ist, jetzt mal ein Spiel zu gewinnen, dann sind wir im falschen Geschäft«, sagte Matarazzo deswegen am Freitag, wenn auch nicht ohne hinterherzuschieben: »Die Jungs wissen, worum es geht.«
Sechsmal haben die Schwaben in ihren vergangenen sieben Spielen der Fußball-Bundesliga verloren. Der Druck wächst und wächst. Viel deutet darauf hin, dass der VfB dem nächsten Abstieg entgegen taumelt. Es ist darum auch kein Wunder, dass zumindest von außen inzwischen Kritik am Club und am Verhalten der Verantwortlichen aufkommt.
Matarazzo stört das nach eigenen Worte nicht. Auch er nahm - wie zuvor VfB-Präsident Claus Vogt - Sportdirektor Sven Mislintat gegen Vorwürfe in Schutz. »Ich spüre es nicht, eine One-Man-Show. Ich kann nur sagen, dass wir eine Einheit sind«, sagte der 44-Jährige, als er unter anderem auf Kritik des früheren VfB-Sportvorstands Armin Veh angesprochen wurde, und erklärte: »Meine Aufgabe ist, mich nicht mit solchen Themen zu beschäftigen, sondern morgen zu gewinnen. Wenn wir erfolgreich sind, dann gibt es solche Diskussionen gar nicht.«
Ein Erfolg wird schwer genug. Schließlich reisen die Bochumer nach dem famosen 4:2 gegen Rekordmeister FC Bayern mit jeder Menge Selbstbewusstsein an. Der VfB dagegen ist das schlechteste Rückrundenteam der Fußball-Bundesliga und droht, den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze zu verlieren. »Ich habe das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind aktuell«, sagte Matarazzo dennoch. Für die erhoffte Trendwende setzt er auch auf eigene Lerneffekte.
»Ich weiß, dass ich den einen oder anderen Fehler, den ich gemacht habe in den letzten Wochen, nicht zweimal machen werde«, sagte Matarazzo und gestand damit eigene Patzer ein. Erkenntnisse seien etwa, dass er Spieler mit Charakter brauche, die den Kampf annehmen, und Spieler, die dem Druck standhalten können.
Auf Abwehrchef Waldemar Anton kann er dabei wieder bauen. Der Verteidiger sei nach seiner Corona-Infektion wieder »voll fit und bereit«, erklärte Matarazzo. Fragezeichen standen dagegen hinter Offensivspieler Omar Marmoush (nach einer Corona-Infektion) ebenso wie hinter dem österreichischen Nationalstürmer Sasa Kalajdzic (Wadenprobleme).
Egal ob mit oder ohne Kalajdzic an der Seite - Tiago Tomás hat nach seinen zwei Toren beim 2:4 in Leverkusen gute Chancen auf einen Platz in der Startelf. Der 19 Jahre alte Winter-Neuzugang habe ein »Ausrufezeichen« gesetzt, lobte Matarazzo. Der Portugiese soll seine Torjägerqualitäten nun auch vor heimischer Kulisse zeigen.
Dank einer Ausnahmegenehmigung dürfen die Schwaben schon jetzt bis zu 25 000 Besucher im Stadion empfangen - worüber sich Matarazzo natürlich freut. »Es kann eine sehr große Rolle spielen«, sagte er: »Es liegt an uns, die Fans mitzureißen.«
Auf die Unterstützung der Fans können die Stuttgarter womöglich mehr setzen als auf die Statistik, dass es zuletzt stets ein schlechtes Omen war, gegen den FC Bayern zu gewinnen. Die vergangenen acht Male blieben die Clubs, die die Münchner in der Bundesliga bezwangen, im anschließenden Spiel sieglos. Wie wird es nun dem VfL Bochum ergehen?
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