Mit gesenktem Kopf trottete Giovanni Reyna in die Kabine. Das Trikot hatte er über den Kopf gezogen, um das schmerzverzerrte Gesicht und die Tränen zu verdecken. Die wohl erneut schwere Muskelverletzung des US-Amerikaners, Mahmoud Dahouds schmerzende Schulter und Mats Hummels' Oberschenkelprobleme vermiesten Borussia Dortmunds Trainer Marco Rose die Laune.
Über 2000 Ausfalltage waren in dieser Saison schon vor dem erlösenden 2:0 (1:0)-Auswärtssieg beim VfB Stuttgart beim BVB gezählt worden. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn auch Donyell Malen hatte sich vor dem Spiel bereits mit Muskelproblemen abgemeldet.
Die vielen Muskelverletzungen sind aber nicht der Grund, weswegen der Fußball-Bundesligist und Physiotherapeut Thomas Zetzmann am Saisonende getrennte Wege gehen werden. »Er ist unglaublich beliebt im Club und geht aus privaten Gründen«, bekräftigte Rose. »Jeder im Verein macht sich seinen Kopf. Wir sind hervorragend aufgestellt und gehen es an. Aber am Ende kann man auch nicht in die Nummer reinschauen.«
Die Chancen der Borussen sind trotz des Siegs in Stuttgart nicht groß, die zehnte Meisterschaft des FC Bayern München nacheinander noch zu gefährden. Die Dortmunder rückten zwar auf sechs Punkte an den Spitzenreiter heran. Die Münchner können mit einem Heimsieg gegen den FC Augsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) aber den alten Vorsprung von neun Punkten wiederherstellen.
Sportlich hätte es der Abend von Julian Brandt werden können. Der immer wieder kritisierte Offensivspieler glänzte vor 58 246 Zuschauern nach der Einwechslung für Reyna mit zwei Toren (12./71.). Die personellen Rückschläge überschatteten aber den Auftritt des Nationalspielers.
Beim zuletzt vier Mal ungeschlagenen VfB ist die Stimmung nach dem Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt ebenfalls nicht gut. Sollte Arminia Bielefeld am Samstag beim VfL Wolfsburg punkten (15.30 Uhr) und Hertha BSC im Berliner Stadtderby gegen den 1. FC Union gewinnen (18.30 Uhr/beide Sky), würden die Schwaben wieder auf den vorletzten Platz zurückfallen.
Sorgen macht sich Sportdirektor Sven Mislintat aber nicht. »Wir werden uns die Spiele der Konkurrenten anschauen und hoffen, dass sie keine Punkte holen«, sagte er. »Wir haben aber immer noch alles in der eigenen Hand.«
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