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Umherfliegende Teile: Lüfter-Fiasko im Tunnel bremst Uumbau

Der Karlsruher Stadtumbau stockt auf den letzten Metern. Die Öffnung des Autotunnels ist nach einem Lüfter-Fiasko nicht in Sicht. Dennoch überwiegt Erleichterung. Es hätte Schlimmes passieren können.

Gesperrter Karlsruher Autotunnel
Aussenaufnahme einer Einfahrt des gesperrten Karlsruher Autotunnels. Foto: Uli Deck
Aussenaufnahme einer Einfahrt des gesperrten Karlsruher Autotunnels.
Foto: Uli Deck

Umherfliegende Rotorteile eines Lüfters verzögern die geplante Eröffnung des neuen Karlsruher Autotunnels auf unbestimmte Zeit - und damit auch die Fertigstellung des großen Stadtumbaus. Noch steht die Ursachensuche ganz am Anfang. Nach dem Lüfter-Fiasko sind die Bauherren jedoch erst einmal erleichtert: »Es ist ein Riesen-Glück, dass es vor der Verkehrsfreigabe geschehen ist«, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG). Die herabstürzenden Metallteile hätten die Scheiben von Autos durchschlagen können.

Das Desaster geschah beim letzten Probelauf knapp eine Woche vor der geplanten Eröffnung des Karoline-Luise-Tunnels am Montag dieser Woche. Zwei von 36 Ventilatoren unter der Tunneldecke waren defekt. Aus einem wurden plötzlich Teile der Rotoren herausgeschleudert. »Gefahr und Sicherheitsrisiko durch ausgestoßenes Material und herabstürzende Lüfterteile sind eingetreten!«, heißt es in einer KASIG-Information an die Aufsichtsratsmitglieder. Die Tunneleröffnung wurde sofort gestoppt.

Eine Gefahr für andere Tunnel in der Stadt sieht die KASIG zunächst nicht. Die Ventilatoren im neuen Autotunnel hätten einen relativ kleinen Querschnitt und damit eine hohe Drehzahl: bis zu 3600 Umdrehungen pro Minute. Die Lüfter anderer Autotunnel laufen demnach wesentlich langsamer, weil sie einen größeren Querschnitt haben. Die Lüftungsanlage im Ende des Jahres eröffneten neuen Straßenbahntunnel habe hingegen eine ganz andere Konstruktion.

Der Autotunnel unter der Kriegsstraße gehört zum Nahverkehrsprojekt Kombilösung. Der Straßenbahnverkehr wird dabei teils durch einen Tunnel unter der Fußgängerzone geführt, teils fahren die Bahnen oberirdisch auf der südlich gelegenen neuen Trasse Kriegsstraße. Die Autoschneise, die bislang die Stadt in zwei Hälften teilte, ist zum Boulevard umgebaut worden. Der Autoverkehr soll durch die 1360 Meter lange Röhre unter der Kriegsstraße geführt werden.

Dass der letzte Baustein der Kombilösung nun auf sich warten lässt, ist aus Sicht von Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) ein herber Rückschlag, aber gerade noch zu verkraften. Die wichtigsten Ziele seien mit dem Straßenbahntunnel und der neuen Bahntrasse erreicht. Auch halte sich der Verkehr auf der ehemals teils zehnspurigen Kriegsstraße wegen Ausweichrouten und einem geringerem Aufkommen seit Corona in Grenzen. Irgendwann sollen hier aber wieder rund 60 000 Autos pro Tag in beiden Richtungen fahren können, so die KASIG.

Wann das der Fall ist, ist ungewiss. Derzeit werden die kaputten Ventilatorteile in einer Materialprüfungsanstalt untersucht. Auch die anderen Lüfter werden überprüft. Allein die Lieferzeiten der Ersatzteile lägen aktuell bei etwa 20 Wochen, so die KASIG. Die leistungsstarken Lüfter sind nötig, um im Brandfall Rauch ins Freie zu blasen. Die finanziellen Auswirkungen des Schadens sind noch nicht zu beziffern.

Kombilösung

© dpa-infocom, dpa:220525-99-426241/4