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Umfrage: Größere Lerndefizite bei Schülern infolge Pandemie

»Lernen mit Rückenwind« soll Kindern und Jugendlichen helfen, Lernlücken zu schließen. Doch dies scheint noch nicht so richtig zu klappen.

Corona und Schulen
Ein Mund-Nasen-Schutz liegt im Unterricht auf Unterlagen. Foto: Matthias Balk
Ein Mund-Nasen-Schutz liegt im Unterricht auf Unterlagen.
Foto: Matthias Balk

Die Corona-Pandemie hat den Schulalltag erschwert. Große Lerndefizite und psychische Belastungen bei Schülern waren die Folge - so die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag des Philologenverbands. Bei 62 Prozent der Kinder sei der Lernerfolg deutlich beeinträchtigt, wie die Vizechefin des baden-württembergischen Verbandes, Karin Fetzner, am Mittwoch in Stuttgart mitteilte.

Je länger die Schließung während der Pandemie andauerte, umso mehr hätten sich die Probleme bemerkbar gemacht. In der Mittelstufe dauerte der Fernunterricht am längsten. Die Grundschüler und die Oberstufe seien früher wieder in den normalen Unterricht zurückgekehrt.

Zugleich gaben die befragten Eltern an, dass bei 42 Prozent der Kinder die sozial-emotionale Entwicklung deutlich beeinträchtigt sei. Fetzner kritisierte mit Verweis auf die Daten, dass das Corona-Förderprogramm »Lernen mit Rückenwind« bei den Schülern nicht ankomme. Es würden nur fünf Prozent der Kinder bisher an einer »Rückenwind«-Maßnahme teilnehmen. So beklagten auch Eltern, dass es keine passenden Angebote gebe.

Das Kultusministerium wies die Kritik des Verbandes zurück. Ressortchefin Theresia Schopper (Grüne) sagte, »Lernen mit Rückenwind« sei das richtige Programm - das vor Ort auch schon gut funktioniere. »Es lässt den Schulen Freiräume, um Angebote entsprechend der Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zu machen.« Über 8000 Unterstützungskräfte und mehr als 2000 Kooperationspartner hätte man aktuell im System - und man habe eine Förderung auch in den Ferien ermöglicht.

Der FDP-Politiker Timm Kern sagte, die Landesregierung müsse nun nachsitzen und ein klares Konzept vorlegen, wie wirksam Lerndefizite von Schülerinnen und Schülern beseitigt werden könnten. Der bildungspolitische Sprecher von der SPD, Stefan Fulst-Blei, erklärte, die Ergebnisse der Umfrage seien eine schallende Ohrfeige für die Landesregierung und zeigten massiv die Defizite der Bildungspolitik des Landes auf. »Die Wahrheit ist: Wir brauchen Lehrkräfte - Lehrkräfte - Lehrkräfte! Und weiteres pädagogisches Personal!«

Und Kern meinte weiter: »Doch auch im Hinblick auf kommende Corona-Wellen scheint Grün-Schwarz untätig zu verharren.« Die Umfrage fördere aus Sicht der Lehrergewerkschaft auch Defizite bei der Ausstattung der Schulen mit Lüftungsgeräten zutage. Hier forderte Verbandschef Ralf Scholl mehr finanzielle Mittel vom Land und den Kommunen. Der Schutz der Klassenräume gegen Corona sei auch zwei Jahre nach Beginn der Pandemie absolut löchrig. Nur ein Drittel aller Klassenräume hätten CO2-Ampeln, nur 14 Prozent Raumluftreiniger. »Die Schulen müssten schon heute möglichst coronasicher für den Herbst und Winter gemacht werden.«

Philologenverband

Ergebnisse der Studie

© dpa-infocom, dpa:220316-99-542937/3