Der bundesweite Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie geht weiter. Am 17. November wollen die IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall in Baden-Württemberg versuchen, sich zu einigen. Sollten dann keine konkreten Lösungen auf dem Tisch liegen, sei eine weitere Eskalation über Warnstreiks hinaus sehr wahrscheinlich, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger nach der vierten Gesprächsrunde am Dienstagabend.
Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Harald Marquardt, sagte, man habe eine Verantwortung für die knapp vier Millionen Beschäftigten in Deutschland. Er warf der Gewerkschaft eine »Verweigerungshaltung« vor. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass es bald zu einer Einigung kommt.
Auch in Bayern wurden die Verhandlungen ohne Ergebnis vertagt. Ein neuer Termin wurde dort noch nicht vereinbart.
Seit dem Ende der Friedenspflicht Ende Oktober haben sich der IG Metall zufolge mehr als 96 000 Beschäftigte allein in Baden-Württemberg an Warnstreiks beteiligt. Am Dienstag nahmen etwa 28.700 Menschen an Protesten im Südwesten teil, wie die Gewerkschaft mitteilte. Auch für Mittwoch hatte die IG Metall mehrere Warnstreiks angekündigt - und zwar vor dem Start der vierten Verhandlungsrunde. Das habe ihn irritiert und verärgert und die Gespräche nicht einfacher gemacht, sagte Marquardt. »Wozu benötigen wir heute eine Verhandlung, wenn ab morgen unabhängig vom Ergebnis gestreikt und gewarnstreikt wird?«
Nach Angaben von Zitzelsberger und Marquardt wollen beide Seiten in den kommenden Tagen informelle Gespräche führen. Am 14. November will der Vorstand der IG Metall in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden, wie Zitzelsberger sagte.
Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hatte - wie die Verbände in anderen Tarifgebieten - eine Einmalzahlung von 3000 Euro und eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten angeboten.
In der Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss die übrigen Regionen übernehmen. Zitzelsberger und Marquardt machten deutlich, dass der Grundstein zur Einigung im Tarifstreit im Südwesten gelegt werden soll. Baden-Württemberg habe bei Tarifabschlüssen eine lange Tradition, sagte Zitzelsberger.
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