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Stuttgart und Heidelberg: Kliniken für Quarantäneverweigerer

Es ist die »Ultima Ratio«, betont die Regierung, das »letzte Mittel«. Und auch wenn es nur eine Handvoll Menschen betreffen dürfte, beschäftigt die Unterbringung von strikten Quarantäneverweigerern die grün-schwarze Koalition schon lange. Nun gibt es eine Lösung.

Manne Lucha (Die Grünen)
Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen), Gesundheitsminister in Baden-Württemberg, spricht. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild
Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen), Gesundheitsminister in Baden-Württemberg, spricht. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

STUTTGART. Für uneinsichtige Quarantäneverweigerer in Baden-Württemberg wird das Land Plätze in zwei Kliniken in Stuttgart und Heidelberg bereitstellen. Das geht aus einem Schreiben des Gesundheitsministeriums an die Polizeibehörden und Gesundheitsämter hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach werden Unterbringungsmöglichkeiten für sogenannte zwangsweise Absonderungen im Robert-Bosch-Klinikum Schillerhöhe sowie in der Universitätsklinik Heidelberg eingerichtet. Grundsätzlich sollten aber Stadt- und Landkreise selbst geeignete Räume und Transportmittel sowie Personal zur Verfügung stellen, um Quarantäneverweigerer unterzubringen.

Auf den Umgang mit ihnen hatten sich Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) schon Anfang Dezember geeinigt. Nach Angaben eines Sprechers des Gesundheitsministeriums geht es nur um wenige Fälle. Zielgruppe seien uneinsichtige, bußgeldunempfindliche Menschen, die vorsätzlich in Kauf nähmen, andere Menschen mit Corona zu infizieren. Für eine Zwangseinweisung sei aber ein richterlicher Beschluss nötig, heißt es im Schreiben.

Strobl zeigte sich erleichtert: »Endlich sind die Kliniken benannt, endlich ist die Sache gelöst«, sagte er der dpa. Es handele nur um wenige, aber um gefährliche Fälle.

Nicht immer geht es dabei um Gegner der Corona-Maßnahmen oder um Anhänger der sogenannten Querdenker-Bewegung. In einem konkreten Fall hält sich ein abgelehnter Asylbewerber auf der Schwäbischen Alb nicht an die Quarantäneauflagen. Der Mann, der in Deutschland geduldet wird, hatte nach Angaben aus dem Rathaus immer wieder Kontakt zu anderen Menschen gesucht, obwohl er sich infiziert hatte. Auch weigert er sich, Kontaktpersonen zu nennen. Bei einer Kontrolle seiner Quarantäne war er zudem nicht wie vorgeschrieben in seinem Zimmer angetroffen worden.

»Aufgrund dieser Vorkommnisse und des psychischen Zustandes müssen wir sicher davon ausgehen, dass er sich weiterhin nicht an die Quarantäne halten wird«, heißt es in einem Schreiben aus dem Rathaus, in dem ein Platz in einer Klinik gefordert wird. (dpa)

© dpa-infocom, dpa:210125-99-160731/3