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Studie zeigt Nachholbedarf bei Drittklässlern

Grundschüler im Südwesten zeigen Defizite. Eine Rolle spielt gleichfalls die soziale Herkunft. Es ist nicht die erste Analyse, die Schwächen aufzeigt.

Schule
Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel. Foto: Marijan Murat
Ein Lehrer steht im Unterricht an der Tafel.
Foto: Marijan Murat

Viele Drittklässler im Südwesten erreichen nicht die Mindeststandards für den Grundschulabschluss - sie weisen Defizite in der Rechtschreibung, beim Lesen sowie in Mathematik auf. Das ist das Ergebnis der jüngsten bundesweiten Vergleichsarbeiten (Vera), an denen 89.000 Jungen und Mädchen teilnahmen, wie das Kultusministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte.

Laut der Studie erreichten mehr als 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus den dritten Klassen beim Lesen und in Mathematik nicht die Mindeststandards für den Grundschulabschluss, in der Rechtschreibung waren es 34 Prozent. Zudem sei der Bildungserfolg noch zu stark vom sozialen Hintergrund abhängig. So erreichten 52 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen, den Mindeststandard beim Lesen nicht. Unter den Kindern aus privilegierten Elternhäusern erreichten hingegen mit zehn Prozent deutlich weniger nicht den Mindeststandard, wie das Ministerium weiter mitteilte. Die Unterrichtseinschränkungen während der Corona-Pandemie spielten bei der Vera-Studie eine gewisse Rolle, sagte ein Ministeriumssprecher.

Die Ergebnisse der jüngsten Erhebung bestätigen die Resultate des IQB Bildungstrends 2021 - einer Studie, die im Abstand von fünf Jahren die Kompetenzen bei Viertklässlern repräsentativ untersucht.

GEW-Chefin Monika Stein machte die Bildungspolitik der Grünen für das schlechte Abschneiden mitverantwortlich. Nach elf Jahren in der Regierung liege das Land bei den Grundschulen im Schüler-Lehrkräfte-Verhältnis bundesweit auf dem letzten Platz. Nach elf Jahren grüner Bildungspolitik in Regierungsverantwortung seien die Grundschulen die einzigen im Land, die keine einzige zusätzliche Stunde für individuelle Förderung erhielten. Der Lehrkräftemangel sei in der Grundschule und der Sonderpädagogik am größten.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke sagte, schon wieder stelle eine Studie fest, dass die Bildungsqualität in unserem Land am Boden sei. »Die Situation wird immer unerträglicher. Der Bildungsnotstand ist bereits voll da.« Die SPD-Bildungspolitikerin Katrin Steinhülb-Joos erklärte, die grün-schwarze Landesregierung habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht. »Wir brauchen keine Problembeschreibung mehr, sondern eine Landesregierung, die mit Überzeugung die Herausforderungen an unseren Schulen anpackt.«

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte, die aktuellen Vera-Ergebnisse zeigten einmal mehr, dass es wichtig und richtig sei, Lesen, Schreiben und Rechnen in den Mittelpunkt der Förderung zu stellen. »Wir wollen, dass alle Kinder ihr Potenzial unabhängig von ihrer Herkunft entfalten können.« So fallen die Leistungsunterschiede bei Vera 3 zwischen Kindern mit deutscher und einer anderen Alltagssprache laut Ministerium noch zu groß aus: Es gebe erheblich mehr Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard verfehlten, unter denjenigen, die im Alltag nicht deutsch sprechen.

Informationen zu den Vergleichsarbeiten

© dpa-infocom, dpa:221222-99-991670/5