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Studie: Behinderte Menschen auf Arbeitsmarkt benachteiligt

Trotz leichter Verbesserungen haben es Menschen mit Schwerbehinderung auf dem Arbeitsmarkt schwer - auch im Südwesten. Bei der Aktion Mensch sorgt das einmal mehr für Kopfschütteln. Sie sieht vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht.

Werkstätten für Menschen mit Behinderung
Zwei Frauen arbeiten in der Wäscherei der Lebenshilfe Gera e.V und legen dort Wäsche zusammen. Foto: Bodo Schackow/DPA
Zwei Frauen arbeiten in der Wäscherei der Lebenshilfe Gera e.V und legen dort Wäsche zusammen.
Foto: Bodo Schackow/DPA

Menschen mit Behinderung werden auf dem Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg laut einer neuen Studie weiter strukturell benachteiligt. Mehr als ein Viertel der verpflichteten Betriebe im Land beschäftigt keine Menschen mit Behinderung. Das geht aus dem Inklusionsbarometer der Aktion Mensch hervor, den die Bonner Hilfsorganisation am Donnerstag veröffentlichte. Die unzureichende Einstellungsbereitschaft stehe einer echten Verbesserung entgegen.

Ab 20 Angestellten sind Arbeitgeber in Deutschland dazu verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Wird diese Pflichtquote von fünf Prozent nicht erfüllt, müssen die Arbeitgeber für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe bezahlen.

In Südwesten sind das demnach mehr als 24.000 Unternehmen. Der Anteil der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzten, sei 2022 auf knapp 35 Prozent gesunken - der niedrigste Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers im Jahr 2013. Damit liegt das Land etwas unter dem Bundesschnitt von 39 Prozent.

Die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung ist im vergangenen Jahr zwar zurückgegangen - im Jahresschnitt sank sich verglichen mit 2021 um 6,2 Prozent auf 15 205. Die Erholung währte laut der Studie des Handelsblatt Research Institutes aber nur kurz: Seit März 2023 liege die Zahl wieder höher als 2022. »Der konjunkturelle Abschwung ist mittlerweile auch auf dem Arbeitsmarkt angekommen«, teilte der Präsident des Instituts, Bert Rürup, mit. Die für dieses Jahr erwartete, schrumpfende gesamtwirtschaftlichen Leistung trübe auch die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung einmal mehr ein.

Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung sei 2022 auf fast acht Prozent gesunken - liege aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Quote. Deutschlandweit zeigt sich für die Zahlen eine ähnliche Entwicklung, aber auf unterschiedlichen Niveaus. In gesamten Bundesgebiet lag die Arbeitslosenquote behinderter Menschen 2022 bei knapp elf Prozent. Zudem haben Menschen ohne Behinderung laut der Studie eine mehr als doppelt so hohe Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden als Menschen mit Behinderung.

Für Aktion-Mensch-Sprecherin Christina Marx ist die Entwicklung nicht nachvollziehbar. Viele Unternehmen würden trotz des Fachkräftemangels leichtfertig auf die Potenziale von Inklusion verzichten. »Von einer Gleichberechtigung ist Deutschland noch immer meilenweit entfernt - und das fast 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention, die das Recht auf Teilhabe am Arbeitsmarkt beschreibt«, kommentierte sie die Lage.

Mitteilungen der Aktion Mensch

© dpa-infocom, dpa:231130-99-127299/2