Kein alemannischer Dialekt mehr, sondern Hochdeutsch mit schwäbischem Einschlag: Die Zeiten, in denen Christian Streich die Pressekonferenzen des SC Freiburg prägte, sind vorbei. Nun hat beim südbadischen Fußball-Bundesligisten Julian Schuster übernommen. Der frühere SC-Kapitän und spätere Verbindungstrainer startete mit seinem Kader in die Saisonvorbereitung. Danach erklärte er, wie er sich den Fußball der Mannschaft und seine neue Aufgabe vorstellt.
»Nach 16 Jahren fühle ich mich hier heimisch«, sagte der 39-Jährige, der in Bietigheim-Bissingen geboren wurde und zunächst als Spieler des VfB Stuttgart seine ersten Erfahrungen im Profibereich machte, bevor er 2008 nach Freiburg wechselte. Und da ihn in der Presserunde niemand auf die »großen Fußstapfen« seines Vorgängers Streich ansprach, übernahm es Schuster selbst, das zu thematisieren.
»Große Fußstapfen« als Orientierung
»Die Fußstapfen sollen uns den Weg vorgeben, an dem wir uns orientieren, aber wir wollen auch neue Wege einschlagen«, erklärte er. Dass er dabei mit einigen Profis zusammenarbeiten wird, mit denen er noch selbst beim Sport-Club gespielt hat, sieht er als Vorteil an. »Dadurch gibt es genügend Spieler, mit denen ich in den Austausch gehen kann«, meinte Schuster. »Zum Glück ist es kein großer Umbruch, die meisten bleiben da. Das Gerüst gibt mir ein gutes Gefühl.«
Das gilt auch für den Trainerstab und das Funktionsteam. Nur Co-Trainer Patrick Baier hat den Verein wie Streich verlassen. Bei beiden bedankte sich Schuster ausdrücklich und erinnerte an Baiers Mahnung beim letzten Heimspiel der vergangenen Saison, »dass wir uns darauf fokussieren müssen, wer wir sind und woher wir kommen«.
Schuster scheint jedoch auch selbst die passenden Worte zu finden. SC-Kapitän Christian Günter berichtete von einer »sehr guten Ansprache«, die der neue Chefcoach vor dem ersten Training am Sonntagvormittag im Europa-Park Stadion gehalten hat. »Das war ein toller Rahmen, wir haben den Tag bewusst gewählt, weil wir Nähe zeigen wollen«, sagte Schuster über den für den Sport-Club ungewöhnlichen Trainingsstart.
»Die Einheit war super«, meinte Günter. »Man hat gesehen, wie akribisch das Trainerteam arbeitet. Das hat extrem viel Spaß gemacht und es macht Lust auf mehr.«
Obwohl Schuster bis auf die U19 beim schwäbischen FV Löchgau noch keine Mannschaft eigenverantwortlich betreut hat, traut er sich die Aufgabe auch in der Bundesliga zu. Und er hat die Verantwortlichen beim SC Freiburg davon schnell überzeugt. »Er ist ein guter Kommunikator und kann die Jungs mit auf die Reise nehmen«, sagte Sportvorstand Jochen Saier. »Wir haben uns mit großer Überzeugung für ihn entschieden.«
Weitere Verstärkung für Offensive gesucht
Saier bestätigte auch, dass die Verantwortlichen noch nach einem weiteren Spieler für die Offensive suchen - auch, weil der ungarische EM-Teilnehmer Roland Sallai möglicherweise noch geht. Als externe Neuzugänge stehen bisher Angreifer Eren Dinkci (1. FC Heidenheim), Mittelfeldspieler Patrick Osterhage (VfL Bochum) und Torwart Jannik Huth (SC Paderborn) fest. Außerdem ist Rechtsverteidiger Hugo Siquet nach einer Leihe von Cercle Brügge zurückgekehrt.
Die Zielsetzungen des Vereins hätten sich nicht verändert, obwohl der Sport-Club zuletzt zwei Jahre nacheinander international vertreten war, betonte Saier. »In einem besonderen Jahr können wir es in die Europa League schaffen.« Als Vorgabe wird das jedoch nicht ausgegeben, erst recht nicht für den neuen, jungen Trainer.
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