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SAP wächst im Cloudgeschäft: Profitiert von Währungseffekten

Der Softwarehersteller SAP wächst im Cloudgeschäft deutlich. Das Unternehmen profitiert beim Umsatz von Währungseffekten, trotzdem bricht der Gewinn ein. Manager Klein sieht den Konzern aber auf dem aufsteigenden Ast.

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Blick auf das Logo des Softwarekonzerns an der Unternehmenszentrale in Walldorf. Foto: Uwe Anspach
Blick auf das Logo des Softwarekonzerns an der Unternehmenszentrale in Walldorf.
Foto: Uwe Anspach

Europas größter Softwarehersteller SAP hat zur rechten Zeit vom schwachen Euro profitiert. Auch weil die Umrechnung der Auslandsgeschäfte in Euro die Resultate deutlich aufhübschte, kam das Unternehmen besser durch das schwierige dritte Quartal als von Experten prognostiziert. Das Management hatte bereits vorgewarnt, dass beim Ergebnis wegen der Investitionen in das Cloudsoftware-Angebot die Talsohle durchschritten werden müsse. Unter dem Strich verzeichnete das Dax-Schwergewicht gar einen regelrechten Gewinneinbruch. Vorstandschef Christian Klein sieht den Konzern aber jetzt wieder auf dem aufsteigenden Ast und kündigte in einigen Bereichen Rekordwerte für das vierte Quartal an. Der Aktienkurs stieg am Dienstag auf den höchsten Stand seit Ende April.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit knapp 2,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, wie SAP am Dienstag in Walldorf mitteilte. Das war mehr als von Analysten zuvor im Schnitt geschätzt. Bereinigt um Wechselkurseinflüsse wäre das operative Ergebnis allerdings um 8 Prozent gefallen.

Der Umsatz legte insgesamt um 15 Prozent auf unerwartet hohe 7,84 Milliarden Euro zu - zwei Drittel des Zuwachses kamen aus Währungseffekten. Während die einträglichen Softwarelizenzen einmal mehr schwächer als erwartet abschnitten, konnte SAP beim erklärten Wachstumsfeld aus der Cloud ein Umsatzplus von 38 Prozent vorweisen - getrieben von der Cloudversion der Kernsoftware S/4 Hana. Insbesondere bei dieser forciert Chef Klein das Wachstum, auch weil die großen US-Rivalen den Walldorfern in ihrer Ur-Domäne, den Programmen zur Steuerung des allgemeinen Unternehmensbetriebs, das Wasser abzugraben drohen.

Angesichts von ersten Problemen und Warnungen bei anderen Softwareanbietern sei der Anstieg bei den Cloudaufträgen von SAP beeindruckend, schrieb Analyst Toby Ogg von der US-Großbank JPMorgan. Die Bestellungen für S/4 Hana aus der Cloud legten nahe, dass die Kunden weiter auf dieses Programm umstiegen - trotz der wirtschaftlichen Lage. Ein großer Teil der Aufträge komme auch von neuen Kunden, sagte Klein in einer Telefonkonferenz.

Der Manager sieht SAP am Wendepunkt. Mit den Investitionen in die Cloudsoftware hatte SAP Belastungen der Gewinne in Kauf genommen, um später schneller zu wachsen. Kommendes Jahr soll das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen - und auch das laufende vierte Quartal dürfte weit besser aussehen als die bisherigen Zahlen, sagte Klein. Noch rang sich das Management aber nicht dazu durch, die Mittelfristprognosen für das Jahr 2025 wie in Aussicht gestellt aufzustocken. Die Umsatz- und Ergebnisprognosen für dieses Jahr bestätigte das Management.

Unter dem Strich brach der Nettogewinn von SAP im Quartal um 61 Prozent auf 547 Millionen Euro ein. Vor einem Jahr hatten Beteiligungsergebnisse des Risikokapitalfonds Sapphire Ventures mit dem Aufschwung an den Börsen die Gewinne deutlich in die Höhe getrieben, weil die Unternehmenswerte von Start-ups zulegten.

Für die Aufgabe von Geschäften in Russland und Belarus wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fielen im dritten Quartal nur noch geringe Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro an. Insgesamt schätzt der scheidende Finanzchef Luka Mucic in diesem Jahr die Belastungen für das bereinigte operative Ergebnis noch auf zusammengenommen 300 Millionen Euro. Vor drei Monaten hatte SAP noch 50 Millionen Euro mehr einkalkuliert. Allerdings wird sich der Ausstieg aus dem Geschäft wegen rechtlicher Anforderungen gegenüber Kunden und Beschäftigten noch weiter hinziehen und nicht wie einst geplant bis Jahresende vollzogen sein.

© dpa-infocom, dpa:221025-99-250615/4