STUTTGART. Der Schock von einem Unfall in Botnang auf der Bauernwaldstraße wirkt weiter nach: So haben Helfer – die meisten hielten sich in einem nahen Dönerladen auf – berichtet, wie sie Mitte Oktober mit vereinten Kräften eine unter einem Seat eingeklemmte 34-Jährige befreien konnten. Ihr zweijähriges Kind, das sich zur Unfallzeit im Kinderwagen befand, wurde nur knapp von dem Auto verfehlt. Eine 23 Jahre alte Fahrerin hatte dessen Mutter beim Abbiegen mit ihrem Wagen erfasst.
Jetzt hat sich Botnangs Bezirksvorsteherin Mina Smakaj zu Wort gemeldet, nachdem Stimmen laut geworden waren, wonach die Kreuzung unsicher sei, sich hier immer wieder Unfälle ereigneten. »Erst mal bin ich gottfroh, dass die nicht gestorben sind«, sagt Smakaj zu den dramatischen Ereignissen vorletzte Woche.
»Erst mal bin ich gottfroh, dass die nicht gestorben sind«
Bei ihr hätten sich weitere Botnanger gemeldet. Nun sei sie aktiv geworden und habe sich mit einem Brief an die Straßenverkehrsbehörde der Stadt gewandt. »Ich möchte wissen, was zur Verbesserung der Verkehrslage beisteuern kann«, sagt die Bezirksvorsteherin. Bislang sei die Kreuzung Bauernwaldstraße/Furtwänglerstraße noch gar nicht als Brennpunkt bekannt gewesen.
Smakaj möchte auch nicht ausschließen, dass der Unfall einfach durch persönliches Versagen im Straßenverkehr verursacht wurde, wo auch keine Verkehrsregelung hätte helfen können. Dennoch sei schon seit einiger Zeit ein Kreisverkehr mit Zebrastreifen für die Unglücksstelle im Gespräch – aktuell aber kein Geld dafür da gewesen. Tatsächlich datiert das Vorhaben bis ins Jahr 2015 zurück. Damals hatte sich auch der Bezirksbeirat Botnang dafür ausgesprochen. Auch damals hieß es: kein Geld dafür im Doppelhaushalt.
Zumindest in dem Dönerladen, aus dem die meisten der Helfer zur Unfallstelle eilten, ist man der Meinung, dass sich hier schnell etwas ändern muss. »Die Stadt muss etwas tun, es ist hier viel zu unübersichtlich und gefährlich«, sagt Cengiz Akpinar vom Dönerladen. Er erinnere sich an mehrere Unfälle an der Straßenkreuzung – alleine im vergangenen Jahr.
Die Stadt hat auf Anfrage der Zeitung erklärt, dass aus ihrer Sicht eine unzureichende Verkehrsregelung an der Kreuzung nicht erkennbar sei. Es gebe eine Mitteltrennung der Fahrbahnen, sodass Fußgänger die Straße in zwei Zügen überqueren könnten, so ein Sprecher der Stadt.
»Die Stadt muss etwas tun, es ist hier viel zu unübersichtlich«
Der Abschnitt gelte auch nicht als empfohlener Schulweg in der städtischen Schulwegplanung. Im gesamten Kreuzungsbereich haben sich in den vergangenen neun Jahren lediglich zwei Unfälle ereignet, an denen Fußgänger beteiligt waren, heißt es weiter. Dies habe eine Nachfrage beim Polizeipräsidium Stuttgart ergeben. An der konkreten Stelle des jüngsten Unfalls habe es laut Unfallbild der Polizei bisher keine Fußgängerunfälle gegeben.
Auch wenn die Situation brenzlig war, ging der Unfall relativ glimpflich aus. Die Mutter mit dem Kinderwagen, die von einer 23-Jährigen nach Einschätzung der Polizei übersehen und unter dem Auto eingeklemmt worden war, wurde zwar schwer verletzt, sei aber nach ihrer Befreiung ansprechbar gewesen, berichten Unfallzeugen.
Das Kind wurde bei dem Vorfall – so die Polizei – leicht verletzt. Gegen die Unfallfahrerin wird nun wegen des Verdachts einer fahrlässigen Körperverletzung ermittelt. (GEA)

