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Politische Unterstützung für Lithiumgewinnung

Unter der Erde am Oberrhein lagert ein wertvolles Metall. Politiker wollen, dass dieser Schatz gehoben wird. Naturschützer warnen aber.

Ministerpräsident Kretschmann
Winfried Kretschmann spricht im Landtag bei einer Regierungs-Pressekonferenz. Foto: Bernd Weißbrod
Winfried Kretschmann spricht im Landtag bei einer Regierungs-Pressekonferenz.
Foto: Bernd Weißbrod

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will sich für die Erschließung von Lithium aus dem Oberrheingraben einsetzen. »Was ich höre, sind das gigantische Vorkommen«, sagte Kretschmann dem »Handelsblatt« (Mittwoch). Das Land habe an bedeutenden Rohstoffen Holz und Kies. »Wenn Lithium dazukäme, wäre das schon ein Knüller.« Lithium gilt als Schlüsselelement in Lithium-Ionen-Batterien, die zum Beispiel in E-Autos eingesetzt werden.

»Wir müssen hier Nägel mit Köpfen machen und entschlossen handeln«, teilte der wissenschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Albrecht Schütte, am Mittwoch in Reaktion auf Kretschmanns Äußerungen mit. Die Landesregierung müsse jetzt zügig einen Fahrplan zur Nutzbarmachung der Geothermie erarbeiten und diesen mit den Regierungsfraktionen besprechen. Zu diesen zählen in Baden-Württemberg die Grünen und die CDU.

Das Potenzial der Geothermie sei riesig. »Wir können damit gleichzeitig Erdwärme nutzen, Strom erzeugen und Lithium gewinnen«, so Schütte. Die Technologie befände sich aber noch in der Pilotphase, deshalb müssten die zuständigen Behörden auch die Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen.

Aus der Opposition kam Kritik. Daniel Karrais, klimapolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, sagte: »Die Erkenntnis des Ministerpräsidenten kommt spät.« Obwohl sich die Landesregierung des Potenzials bewusst sei, habe sie bisher nichts unternommen, um das Lithium im Oberrheingraben zu heben. Würde die Landesregierung ehrlichen Klimaschutz betreiben, würde sie keine Sekunde länger zögern, »den einzigartigen Lithium- und Geothermieschatz, den wir im Land haben, zu heben«.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Baden-Württemberg zeigte sich auf Anfrage zurückhaltend. Man sehe Bodenbohrungen und Rohstoffabbau grundsätzlich kritisch, da diese immer mit einem großen Eingriff in die Natur und damit in die Lebensräume von Tieren und Pflanzen verbunden seien, sagte Naturschutzreferentin Lilith Stelzner. Sie kritisierte auch eine zunehmende Verkehrsbelastung, schließlich müssten abgetragene Rohstoffe auch transportiert werden.

Im Januar hatte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (parteilos) noch auf die Bremse getreten. Es sei noch keine Zeit für »Goldgräberstimmung«. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau ist beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt und landesweit für die Genehmigung von Bohrungen zuständig.

Handelsblatt-Interview

© dpa-infocom, dpa:220608-99-586632/3