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Aktuell Aktionstag

Pfleger demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen

Mit Protestfahnen, Mahnwachen und Aufklebern fordern Pflegende bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Die Aktionen zum internationalen Tag der Pflegenden sollen auch den Druck auf die neue Landesregierung erhöhen.

Ein Streikender trägt eine Warnweste mit dem Verdi-Logo
Ein Streikender trägt eine Warnweste mit dem Verdi-Logo. Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild
Ein Streikender trägt eine Warnweste mit dem Verdi-Logo. Foto: Christophe Gateau/dpa/Symbolbild

REUTLINGEN/TÜBINGEN/STUTTGART. Mit Kundgebungen, Fotoaktionen und Aufklebern fordern Pflege-Mitarbeiter im Südwesten am Mittwoch bessere Arbeitsbedingungen. »Die Pflege steht nicht erst seit der Pandemie mit dem Rücken an der Wand«, sagte die Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales der Gewerkschaft Verdi in Baden-Württemberg, Irene Gölz. Zum internationalen Tag der Pflegenden wolle man einer »Politik der leeren Versprechungen« die Rote Karte zeigen.

Unter anderem fordert die Gewerkschaft eine bessere Personalausstattung für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser sowie eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Die neue grün-schwarze Landesregierung, die am Mittwoch in Stuttgart vereidigt wird, habe in ihrem Koalitionsvertrag »die große Gelegenheit verpasst«, bessere Arbeitsbedingungen für Pflege-Mitarbeiter anzukündigen. Stattdessen sei eine Pflegekammer geplant, für die von den Mitarbeitern Pflichtbeiträge fällig würden.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, setzen die Gewerkschafter auf vielfältige Aktionen. Auf dem Stuttgarter Schlossplatz war ab 6 Uhr eine Mahnwache unter dem Titel »Walk of Care« geplant, am Krankenhaus Rottweil planen Mitarbeiter eine Fotoaktion, im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen wird eine Protestfahne gehisst. An der Freiburger Uniklinik kündigte Verdi eine Aufkleber-Aktion an. Für Azubis solle es zudem eine »aufmunternde Überraschung« geben.

Bisher von Entlastung nichts zu spüren

»Es müssen dringend die richtigen Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen in der Pandemie für das Gesundheitswesen gezogen werden. Die bisherigen Beschlüsse sind völlig unzureichend, von Entlastung ist im Betrieb nichts zu spüren – im Gegenteil«, sagt Michael Poppeck, Fachkrankenpfleger für Anästhesie- und Intensivmedizin und Mitglied des Betriebsrates an den BG Kliniken in Tübingen, anlässlich des Aktionstages.

Die Beschäftigten in den Krankenhäusern seien erschöpft. »Sie arbeiten seit Monaten am Anschlag, um die Menschen in der Pandemie bestmöglich zu versorgen. Auch in der Altenpflege ist die Lage angesichts der Personalnot weiterhin extrem angespannt«, sagt Lena Mayr, Personalratsvorsitzende am Uniklinikum in Tübingen.

»Die beruflich Pflegenden brauchen jetzt das Signal, dass sich die Bedingungen schnellstmöglich und dauerhaft verbessern.« Weder in der Kranken- noch in der Altenpflege würden bedarfsgerechte und bundesweit einheitliche Personalvorgaben schnell auf den Weg gebracht. »Bundesregierung, Landesregierung und Arbeitgeber stehen in der Verantwortung, die Flucht aus den Pflegeberufen jetzt durch bessere Arbeitsbedingungen zu stoppen«, sagte Maximilian Berg, Gesundheits- und Krankenpfleger am Klinikum am Steinenberg und Vorsitzender der dortigen Jugend- und Auszubildendenvertretung.

Zusätzliche 141.000 Pflegekräfte benötigt

Auch die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas forderten zum internationalen Tag der Pflegenden bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Nur so könne man Fachkräfte gewinnen. Einer Prognose des Statistischen Landesamtes zufolge werde die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2050 um 93 Prozent steigen. Um dies bewältigen zu können, würden bis dahin rund 141.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.

Nach Angaben des Bundesagentur für Arbeit waren in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 206.324 Menschen in der Alten- und Gesundheitspflege tätig, rund 80 Prozent davon Frauen. Für rund 2.750 Stellen im Land fand sich demnach kein qualifiziertes Personal. (dpa/pm)

Verdi zum Tag der Pflegenden