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Naturschützer fordert mehr Einsatz gegen Flächenfraß

Seit 50 Jahren gibt es den Naturschutzverband im Südwesten, seit 10 Jahren eine grün-geführte Landesregierung. Und trotzdem ist dem Verbandschef nicht nur zum Feiern zu Mute - das hat vor allem einen Grund.

Egal, ob auf freier Flur oder im Wald – das Erlebnis beim Nordic Walking lebt von der Natur. Ein Mann und eine Frau sind morgens
Egal, ob auf freier Flur oder im Wald – das Erlebnis beim Nordic Walking lebt von der Natur. Ein Mann und eine Frau sind morgens im Gegenlicht unterwegs. FOTO: WARNACK/DPA
Egal, ob auf freier Flur oder im Wald – das Erlebnis beim Nordic Walking lebt von der Natur. Ein Mann und eine Frau sind morgens im Gegenlicht unterwegs. FOTO: WARNACK/DPA

Stuttgart (dpa/lsw) - Der Landesnaturschutzverband sieht auch im 50. Jahr seines Bestehens große Herausforderungen im Südwesten und fordert von der grün-schwarzen Regierung mehr Einsatz im Kampf gegen Flächenfraß. »Der Flächenverbrauch in Baden-Württemberg ist viel zu hoch«, kritisierte Verbandschef Gerhard Bronner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er sei gespannt, wie die Landesregierung den Flächenverbrauch, also die Umwandlung von landwirtschaftlichen und naturbelassenen Flächen etwa in Wohn- oder Gewerbeflächen, reduzieren wolle.

Im Koalitionsvertrag ist ein Flächenverbrauch von durchschnittlich 2,5 Hektar pro Tag angegeben - bis 2035 soll es die sogenannte Netto-Null geben. Das Problem sei: »Viele Kommunen planen in ihren Regionalplänen mit dem doppelten oder dreifachen Bedarf«, erklärte Bronner. Das neue Bauministerium müsse hier »die Bremse reinhauen«, um das Ziel zu erreichen.

Bronners Lösung für das Problem heißt Flächenrecycling - also alte Grundstücke wieder nutzen. »Wir haben im ländlichen Raum viel Leerstand und Baulücken. Da könnte man den Bedarf für Jahrzehnte decken«, sagte Bronner, dessen Dachverband 36 Mitgliedsverbände vertritt. Besonders Parkplätze in Gewerbegebieten sind ihm ein Dorn im Auge. »So wie wir mit Fläche umgehen, ist das unverantwortlich.« In Gewerbegebieten machten Parkplätze die Hälfte der Fläche aus. Bronner schlägt vor: In die Höhe und nach unten bauen, beispielsweise mit Parkhäusern.

Auch eine Ansiedlung von Betrieben in anderen Bundesländern könnte den Flächenverbrauch eindämmen. »Eigentlich müsste man bei neuen Betrieben, die keinen regionalen Markt bedienen, sagen, was hat der in Baden-Württemberg zu suchen.« In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen seien Ansiedlungen wegen riesiger leerer Gewerbeflächen sinnvoller.

Seit 2015 ist der 61 Jahre alte Biologe Vorsitzender des Verbands. Der neuen Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) will er nach vier Monaten noch kein Zwischenzeugnis ausstellen. »Bisher sind noch keine wesentlichen neue Akzente erkennbar«, sagte Bronner. Bislang habe der Verband erst einen Termin mit der Grünen-Politikerin gehabt. Der Dachverband hoffe auf mehr Geld für den Naturschutz: Im Fördertopf der Baden-Württemberg Stiftung und auch im Haushalt.

Die Regierung verspricht im Koalitionsvertrag, den Naturschutzetat für 2022 auf 120 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen. »Wir sind skeptisch, ob das kurzfristig gelingen wird«, sagte Bronner mit Blick auf die Haushaltsverhandlungen.

© dpa-infocom, dpa:210916-99-237103/3

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