Beim 0:0 in Köln war Sasa Kalajdzic trotz Abwesenheit das größte Gesprächsthema, doch der erhoffte Wechsel in die Premier League ist für den Stürmer des VfB Stuttgart wohl trotzdem noch in weiter Ferne. »Im Moment spricht gar nix dafür«, sagte Stuttgarts Sportchef Sven Mislintat auf die Frage, wie viel für einen Wechsel des österreichischen Fußball-Nationalspielers zu den Wolverhampton Wanderers spreche. »Wir waren sehr klar mit unserer Position«, führte Mislintat weiter aus: »Es geht drum: Liefern oder sein lassen.«
Das heißt im Klartext: Der VfB besteht auf seiner Forderung von rund 25 Millionen Euro für den Torjäger, der in dieser Transferphase auch schon mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht worden war. Wolverhampton soll erst 15 Millionen Euro geboten haben. Man sei noch »weit voneinander entfernt«, so Mislintat. Und er kündigte gar an: »Ab Freitag werden wir darüber sprechen, seinen Vertrag zu verlängern, wenn kein entsprechendes Angebot kommt.« Da seien Kalajdzic und sein Berater »in der Bringschuld. Gerade, wenn er sich heute rausnimmt, erwarte ich, dass alle ihr Wort halten.«
Doch auch, wenn sie in Stuttgart Gelassenheit demonstrieren: Das Spiel in Köln hat schon klar gezeigt, wie sehr Kalajdzic fehlt. Denn die beiden Stürmer agierten unglücklich. Der agile Silas vergab reihenweise Chancen, Luca Pfeiffer sah als direkter Kalajdzic-Ersatz wegen groben Foulspiels gegen Timo Hübers nach 55 Minuten Rot. »Das tut mir natürlich sehr leid«, gab der Ex-Darmstädter nach seinem Startelf-Debüt zu: »Ich bin froh, dass ihm nichts passiert ist.«
Zweiter Aufreger in einem hektischen Spiel, das wahrlich nichts für Fußball-Feinschmecker war, war die Gelb-Rote Karte für VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo eine Viertelstunde später. Und auch der Coach zeigte sich selbstkritisch. »Wenn man schon eine Gelbe Karte hat, kann man schon cleverer agieren«, sagte er mit einem Lächeln auf der Pressekonferenz: »Das ist mein erster Platzverweis als Trainer. Als Spieler habe ich mehrere gehabt.«
Bei DAZN hatte er zuvor gesagt: »Das passiert hoffentlich nicht mehr. Das gehört sich nicht und sollte nicht passieren, aber es ist leider passiert.« Wenn man bereits Gelb hat, »verlange ich auch von meinen Spielern, sich cleverer zu verhalten.« Er habe das nicht getan.
Womit man wieder bei Kalajdzic ist. Seine Einsicht, nicht spielbereit zu sein, wird beim VfB als wenig professionell erachtet. Das ließ Mislintat trotz aller Relativierungen durchblicken. »Er ist gekommen und hat gesagt, er ist nicht komplett frei«, sagte er: »Das ist Sasas Naturell. Da kann er nix für, das ist sein Wesen. Andere zocken das runter.«
Damit meinte er Linksverteidiger Borna Sosa, der mit Atalanta Bergamo in Verbindung gebracht wird und selbstverständlich in Köln spielte. »Borna geht damit anders um«, sagte Mislintat: »Er ist hier und gibt alles, ist weiter professionell. Ich will damit nicht sagen, dass Sasa es nicht ist. Es sind einfach andere Typen.« Sosa habe aber klargestellt, »dass er zu hundert Prozent Spieler dieses Clubs ist, wenn es kein Win für Stuttgart gibt. Das ist schon eine sehr geile Aussage.«
Die Kölner waren drei Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League mit dem Punkt zufrieden, trotz der 35-minütigen Überzahl. Nach dem aufreibenden Playoff-Trip nach Ungarn habe man gesehen, »dass die Frische fehlt«, sagte Trainer Steffen Baumgart und der angesichts zweier Verletzungen von Mathias Olesen und Jeff Chabot feststellte: »Wir haben heute viel Tribut gezollt.«
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