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Menschenrechtlerin: Ukraine-Krieg ist Angriff des Bösen

Die Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Irina Scherbakova, hat den Krieg Russlands gegen die Ukraine in einem Zeitungsinterview als »Angriff des Bösen« bezeichnet. Der Krieg und alles, was gerade im Land passiere, zeige das so offen wie selten in der Geschichte, sagte sie der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten« (Dienstag). Viele Menschen in Russland flüchteten sich momentan häufig in die Floskel, dass das alles nicht so eindeutig sei. »Aber genau das stimmt nicht. Was gerade passiert, ist absolut eindeutig«, sagte sie.

Was die Menschen in Russland vereine, sei nicht der Krieg, sondern die Angst. »Kleinste Gesten des Protests werden brutal verfolgt. Die Angst ist der Grund für dieses Ja-Sagen und die schweigende Zustimmung.« Scherbakova war nach der erzwungenen Auflösung von Memorial aus Russland nach Israel geflüchtet.

Im Interview befürwortete sie auch Waffenlieferungen in die Ukraine: »Ich bin unbedingt der Meinung, dass man alles tun muss, um der Ukraine zu helfen - alles, was möglich ist.« Der Krieg sei eine Katastrophe mitten in Europa. »Zu glauben, man würde ihn eskalieren, wenn man die Ukraine unterstützt, ist in meinen Augen eine völlig verkehrte Logik.«

Memorial erhält im Mai den Theodor-Heuss-Preis der Theodor-Heuss-Stiftung in Stuttgart. Der Preis wird seit 1965 jedes Jahr verliehen und ist undotiert.

© dpa-infocom, dpa:220503-99-135731/2