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Mehrere Verletzte bei Polizeieinsatz in Flüchtlingsheim

Asylbewerber haben die Abschiebung eines Afrikaners aus der baden-württembergischen Landeserstaufnahmestelle Ellwangen mit Gewalt verhindert. Nun kehrt die Polizei mit einem Großaufgebot in die Unterkunft zurück.

Polizeieinsatz im Flüchtlingsheim
In der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA) wird ein Mann von maskierten Polizisten eskortiert. Foto: Stefan Puchner
In der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA) wird ein Mann von maskierten Polizisten eskortiert. Foto: Stefan Puchner

ELLWANGEN. Nach der gescheiterten Abschiebung eines Asylbewerbers aus dem westafrikanischen Togo läuft seit Donnerstagmorgen erneut ein Polizeieinsatz in einer Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Ellwangen. Hunderte Beamten sind vor Ort. Sie nahmen mehrere Männer in Gewahrsam, wie zu beobachten war. Später wurde mindestens ein Mann in einem Gefangenentransporter an einen anderen Ort gebracht. Ob es sich dabei um den 23-Jährigen handelte, dessen Abschiebung am Montag gescheitert war, sagte die Polizei nicht.

Zudem sind bei dem Einsatz mehrere Menschen verletzt worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sprangen Flüchtlinge aus den Fenstern der Flüchtlingsunterkunft. Dabei hätten einige von ihnen Blessuren erlitten. Auch drei Polizisten seien leicht verletzt worden, konnten ihren Dienst aber fortsetzen. Angehörige des Rettungsdienstes »hatten zu tun«, sagte ein Polizeisprecher auf Fragen von Reportern vor Ort.

Unklar war zunächst, ob die Polizisten in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes den zunächst untergetauchten Afrikaner antreffen wollten. Die Abschiebung des Mannes bleibe Ziel, sagte der Sprecher. Nähere Angaben machten die Beamten am Morgen nicht. Sie wollten nach Ende des Einsatzes informieren. Das war für den Vormittag geplant. Man werde später »Aussagen zu dem Togolesen« machen können, hieß es.

Die Polizei hatte am frühen Morgen ein Großaufgebot rund um das frühere Bundeswehrgelände zusammengezogen. Die Beamten rückten mit mehreren Dutzend Mannschaftsbussen an. Die Straßen waren weiträumig abgesperrt. Außerdem hielt sich die Polizei mit weiteren Kräften in Bereitschaft. Zu sehen waren Beamte in Schutzkleidung. Sanitäter und Notärzte waren ebenfalls vor Ort.

Afrikanische Asylbewerber hatten wenige Tage zuvor die Abschiebung des Mannes aus dem westafrikanischen Kleinstaat Togo mit Gewalt verhindert. Die Polizei musste ihre Aktion in der Nacht zum Montag abbrechen, weil nach ihrer Schilderung die Situation für die Streifenwagenbesatzungen zu gefährlich wurde. Etwa 150 bis 200 mutmaßliche Flüchtlinge sollen die Streifenwagen umringt und die Polizisten bedrängt haben. Später sollen sie mit einem Angriff auf die Polizisten gedroht und so erreicht haben, dass die Schlüssel zu den Handschellen des Mannes überreicht wurden. Er soll danach untergetaucht sein.

Als Reaktion auf den Vorfall forderte der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster ein härteres Durchgreifen der Sicherheitsbehörden. »In unserem Rechtsstaat gibt es eindeutige rote Linien, die mittlerweile beinahe täglich von Asylbewerbern vorsätzlich überschritten werden«, sagte Schuster »Focus Online«. Er erwarte nun »politische Rückendeckung auf allen Ebenen für mehr spürbare Härte im Vorgehen unserer Exekutivbehörden«.

Die AfD-Fraktionschefin im Bundestag, Alice Weidel, schrieb auf Twitter: »Der Rechtsstaat wird von seinen «Gästen» mit Füssen getreten.« Sie forderte: »Asylbewerber, die Abschiebungen zu verhindern versuchen, haben ebenfalls ausgewiesen zu werden!«

In der »Bild«-Zeitung (Donnerstag) äußerte sich ein Mann, der sich als der 23-jährige Togolese ausgab. »Die Polizei hat schon im Februar versucht, mich abzuschieben. Deutschland sagt doch «Welcome» zu uns Flüchtlingen. Die geben jeder Person eine Duldung«, sagte er. Seine »Brüder« seien ihm nun »zur Hilfe gekommen«, sagte er mit Blick auf den gescheiterten Polizeieinsatz. Nach eigener Darstellung sollte er nach Italien abgeschoben werden, wo er zuerst in der EU angekommen war.  (dpa)