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Mehr Polizisten für Freiburg bedeuten woanders Lücken

Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung in Freiburg will Innenminister Thomas Strobl mehr Polizei in die Stadt schicken. Nun streiten die beiden Polizeigewerkschaften darüber, wie viele Beamte es zur Senkung der Kriminalitätsrate braucht.

Thomas Strobl
Thomas Strobl (CDU), Innenminister des Landes Baden-Württemberg und stellvertretender Vorsitzender der CDU. Foto: Gregor Fischer
Thomas Strobl (CDU), Innenminister des Landes Baden-Württemberg und stellvertretender Vorsitzender der CDU. Foto: Gregor Fischer

Freiburg (dpa/lsw) - Nach dem von Innenminister Thomas Strobl (CDU) angekündigten Einsatz von mehr Polizisten in Freiburg ist ein Streit zwischen den Polizeigewerkschaften über den Sinn entbrannt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält mehr Polizisten für den falschen Weg. »Der Fall Freiburg bindet sehr viel Personal, alleine durch die Einrichtung einer großen Sonderkommission«, sagte GdP-Landeschef Hans-Jürgen Kirstein. »Aber man darf nicht in Hysterie verfallen und sollte nicht erneut mehr Polizisten nach Freiburg schicken. Dort gibt es bereits Verstärkung, und jeder Beamte, den ich entsende, fehlt woanders«, sagte Kirstein der »Heilbronner Stimme« (Montag).

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) widerspricht dieser Darstellung. »Ein alter Polizeigrundsatz heißt: «In Brennpunkten Schwerpunkte setzen». Genau das machen das Innenministerium und das Polizeipräsidium und das ist richtig«, sagte DPolG-Landeschef Ralf Kusterer am Sonntag in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur.

Mitte Oktober soll eine 18 Jahre alte Studentin in Freiburg nach einem Disco-Besuch von mehreren Männern vergewaltigt worden sein. Acht Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft - sieben Syrer im Alter von 19 Jahren bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Die Polizei sucht inzwischen nach zwei weiteren Verdächtigen, da sie weitere Körperspuren gefunden hat. Gegen einen Hauptverdächtigen lag ein Haftbefehl vor, der aber nicht sofort vollstreckt wurde, weshalb der Innenminister und die Polizei in der Kritik stehen.

Der sexuelle Übergriff verunsichere die Bürger, sagte Kusterer. Die Vorgänge müssten schnell aufgeklärt und gegebenenfalls weitere Täter festgenommen werden. Ohne Personal gehe das aber nicht. »Die Polizei muss unbedingt in Freiburg einen Schwerpunkt setzen. Wer das nicht tut, macht politisches Harakiri und spielt der AfD und den Rechtspopulisten zu. Wir wollen das nicht«, sagte Kusterer.

Der DPolG-Chef erklärte, dass mit der grün-roten Polizeireform über 200 Einsatzkräfte aus Südbaden abgezogen worden seien. Weniger als 100 seien nach Freiburg zurückgekehrt. »Südbaden ist nach wie vor personell geschwächt. Das Ministerium hatte sich stets um eine Neuverteilung von Polizeibeamten gedrückt. Auch ohne die Schwächung seit 2014 ist eigentlich den Polizeiinsidern klar, dass dringend mehr Personal nach Freiburg und Südbaden muss«, sagte Kusterer.

Am Freitag hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung eine Reihe von Maßnahmen angekündigt. Dazu zählen mehr Polizisten und mehr Razzien. Einen Sonderstab, der sich um gefährliche Ausländer kümmert, gibt es bislang im Landesinnenministerium. Strobl will solche Einheiten aber auch in der Fläche aufbauen.

Der Hauptverdächtige in dem Vergewaltigungsfall war den Ermittlern seit mehreren Monaten als Intensivtäter bekannt. Der Haftbefehl gegen den heute 22 Jahre alten Syrer war schon ausgestellt, die Verhaftung für Ende Oktober terminiert. Doch Mitte Oktober, genau zehn Tage vor der von der Polizei geplanten Verhaftung, soll er die 18-Jährige nach einem Discobesuch vergewaltigt und danach andere Männer in der Disco zu Vergewaltigungen animiert haben.