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Lernplattform Moodle durch Hacker-Attacke in Baden-Württemberg lahmgelegt

Die Lernplattform Moodle war nach GEA-Informationen am Montag von einem DDoS-Hacker-Angriff betroffen. 50 Schulen hatten deshalb Probleme.

Hackerangriff
Binärcode auf einem Laptop. Foto: dpa/Berg
Binärcode auf einem Laptop.
Foto: dpa/Berg

STUTTGART. Nachdem gestern die Lernplattform Moodle in weiten Teilen Baden-Württembergs mit massiven Störungen zu kämpfen hatte, berichtet das Kultusministerium heute nun über einen Hackerangriff auf einen Server, über den Moodle mitbetrieben wird. Das teilte die dpa mit. Die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) beim Landeskriminalamt prüfe inzwischen einen möglichen Angriff auf einen Moodle-Server und die Frage, ob die Probleme am Montag teils damit zusammengehangen hätten. Das erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums.

Dem GEA gegenüber wurde der Hackerangriff von Peter Merdian, Leiter der BelWü-Koordination, über die die Server für Moodle betrieben werden, inzwischen ebenfalls bestätigt. Die Abteilung BelWü an der Universität Stuttgart betreibe insgesamt 120 Server, über die die Lernplattform Moodle für Schulen in Baden-Württemberg bereitgestellt würde. »Einer der Server wurde gestern von einem Hackerangriff getroffen«, sagte Merdian. Eigentlich habe sich der Angriff nur gegen eine Schule gerichtet. »Um die anderen Schulen zu schützen, die über den Server Moodle betreiben, schalten wir den Server in solchen Fällen aber zeitweise ganz ab.« 

Der Abteilungsleiter berichtete, dass der Angriff gestern daher zu kurzfristigen Ausfällen von Moodle an 50 Schulen führte. Die massiven Störungen von Moodle gestern Morgen seien aber nur zu einem »geringen Anteil« auf den Angriff zurückzuführen. Welche Schulen genau von dem Angriff betroffen wurden, konnte der Abteilungsleiter zunächst nicht mitteilen. 

Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) teilte dem GEA auf Nachfrage mit, dass der Urheber des Angriffes noch nicht bekannt ist. »Wir prüfen das nun«, hieß es von Seiten des LKA. . »Wenn ein Webauftritt einer Schule aber angegriffen wird, kann man nur spekulieren, wer Interesse daran hat: Unzufriedene Schüler? Lehrer? Ein Elternteil?« In der Praxis sei in solchen Fällen wohl aber von einem Angriff aus der Schülerschaft auszugehen, spekulierte Merdian. 

Bei dem Angriff handelte es sich laut LKA um einen sogenannten »Denial of Service-Angriff« (DDoS). Bei dieser Art Hack-Attacke wird durch eine Vielzahl von gezielten technischen Anfragen an einen Server dieser durch Überlastung lahmgelegt. Eine Sprecherin des Kultusministeriums erklärte gegenüber dem GEA, dass eine DDoS-Attacke nicht darauf ausgelegt sei, Daten zu stehlen. Das LKA teilte mit, dass es im Laufe des Montags über den Angriff informiert worden war. 

Das Kultusministerium hatte in einer Pressemitteilung von gestern einen Hackerangriff noch ausgeschlossen: Hacker hätten in Baden-Württemberg anders als in Rheinland-Pfalz vor einer Woche, nicht die Hände bei den Störungen im Spiel gehabt. 

Dienstag kaum mehr Probleme mit Moodle mehr

Heute, an Tag zwei nach den Schulferien, macht die digitale Lernplattform Moodle nach Ministeriumsangaben nun keine Probleme mehr. Moodle sei am Morgen landesweit reibungslos gestartet, teilte das Kultusministerium mit. Es gebe weder Überlastanzeigen noch Ausfälle. Die Plattform sei am Dienstagvormittag mit etwa 275 000 aktiven Nutzern stabil gelaufen. In der Nacht zu Dienstag seien weitere Optimierungen vorgenommen worden. 

Laut Oliver Hintzen, Digital-Experte beim Verband Bildung und Erziehung (VEB) Baden-Württemberg, gibt es aber weiter Probleme beim Fernunterricht. Dass Moodle am Dienstag wohl besser laufe, liege nur zum Teil an zwischenzeitlich unternommen technischen Verbesserungen. Die Zugriffszahlen auf die digitale Lernplattform Moodle seien deutlich gesunken. Denn an den Schulen griffen wegen der Probleme nun Lehrer »auf Plan B und C« zurück: andere Plattformen oder ganz und gar analoge Mittel.

Aus Rückmeldungen der Lehrer wisse er, dass manche nun Telefonkonferenzen mit ihren Schülern veranstalteten oder gar die einzelnen Schüler per Telefon abklapperten, erklärte Hintzen. Manche verschickten Arbeitsblätter per Mail, und wo nicht einmal das funktioniere, würden Eltern aufgefordert, die ausgedruckten Arbeitsblätter an den Schulen abzuholen. »Das ist ein Armutszeugnis.« Ein Hauptproblem seien die unzureichenden Datenleitungen im Land. (dpa/GEA)