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Lehrerverband plädiert für Renaissance der Realschulen

Realschulen, oft despektierlich als Sandwichschulen bezeichnet, sind aus Sicht ihrer Lehrer die Bildungsstätten der Zukunft. Ihre Absolventen seien die Fachkräfte von morgen. Es gibt aber auch Konkurrenz.

Realschule
Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer einer Realschule in Sinsheim. Foto: Marijan Murat
Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer einer Realschule in Sinsheim.
Foto: Marijan Murat

Eltern können ihren Kindern nach Ansicht des Realschullehrerverbandes viel Frust ersparen, wenn sie ihren praktisch begabten Nachwuchs nicht zum Besuch eines Gymnasiums zwingen. Mütter und Väter müssten einen realistischen Blick auf ihr Kind werfen, betonte Verbandschef Jürgen Böhm anlässlich des 25. Bundesrealschultages (VDR) am Freitag in Mannheim. »Es gibt keinen Königsweg der Bildung, die Kinder sollen den Bildungsweg einschlagen dürfen, auf dem ihre Talente am besten gefördert werden.« Sonst schwinde die Motivation. Die Realschule mit ihrer Mischung aus Theorie und  Praxis sei eine Alternative zum Gymnasium.

In einem differenzierten Bildungssystem gebe es kein Oben und Unten, sondern ein Nebeneinander von den Abschlüssen an Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. In Deutschland sei noch immer die Mittlere Reife der am meisten vergebene Schulabschluss. »Wir wünschen uns eine Renaissance der Realschulen«, sagte Böhm mit Blick auf viele Bundesländer, in denen diese Schulart nur noch ein Schattendasein führt oder gar nicht existiert.

Die meisten Realschulen gibt es nach seinen Angaben in Nordrhein--Westfalen (500), Bayern (375 )und Baden-Württemberg (410). Im Südwesten ist ihnen in Form der Gemeinschaftschule Konkurrenz erwachsen. Von diesen hauptsächlich aus Haupt- und Werkrealschulen entwickelten Schulen gibt es heute über 300. Nach Worten Böhms sind solche integrativen Schularten gescheiterte »Schulstrukturexperimente« auf Kosten der individuellen Freiheit und Persönlichkeitsentwicklung der junger Menschen.

Dies weist der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Gemeinschaftschulen Matthias Wagner-Uhl weit von sich. Im internationalen Vergleich seien integrative Schulsysteme den gegliederten überlegen. Die Abschlüsse auf der Gemeinschaftschule lägen auf dem Niveau der Realschulen, und das, obwohl deutlich mehr Kinder mit einer Hauptschulempfehlung die Schulbank drückten. Den Übergang auf die beruflichen Gymnasien schafften die Absolventen problemlos. Zudem fördere die »Schule für alle« den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Für VDR-Chef Böhm ist vor allem die Verbundenheit der Realschulen mit der Wirtschaft von Vorteil. Mit ihren Fächer Technik, Wirtschaft, Gesundheit/Ernährung und Soziales trügen sie dem Fachkräftebedarf der Unternehmen Rechnung. Für viele junge Menschen sei die Mittlere Reife über die beruflichen Gymnasien das Sprungbrett zum Studium. Böhm: »40 bis 50 Prozent der Studierenden kommen nicht mehr über das klassische Gymnasium.« Im VDR sind 25 000 Lehrkräfte organisiert.

VDR

© dpa-infocom, dpa:220401-99-753525/3