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Land fördert Obduktionen von Impf- und Corona-Toten

Der Chefpathologe der Uni Heidelberg warnte vor einem Jahr vor einer beträchtlichen Dunkelziffer an Impftoten. Viel mehr Leichen müssten obduziert werden, forderte er damals. Nun fördert das Land solche Untersuchungen.

Corona-Test
Ein Mitarbeiter hält ein Abstrichstäbchen für einen Corona-Test in den Händen. Foto: Sebastian Gollnow
Ein Mitarbeiter hält ein Abstrichstäbchen für einen Corona-Test in den Händen.
Foto: Sebastian Gollnow

Das Land fördert die Forschung über Langzeitfolgen einer Corona-Infektion und Obduktionen von Impf- und Corona-Toten mit 12,7 Millionen Euro. Das teilte das Wissenschaftsministerium der Deutschen Presse-Agentur mit. Es gehe um »Hilfe für Menschen, die unter Long Covid leiden, wirksamere Therapien und ein besseres Verständnis davon, warum Therapien nicht anschlagen oder Komplikationen bei Impfungen auftreten«, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Es brauche akut und dringend die Erkenntnisse der Wissenschaft inklusive neuer Technologien, um die Pandemie und ihre Auswirkungen zu bekämpfen.

Etwa jede vierte Patientin und jeder vierte Patient leidet nach Angaben des Ministeriums sechs bis zwölf Monate nach einer Infektion unter erheblichen Symptomen, die Gesundheit wie Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen. Obduktionsbasierte Forschung trage zudem zum besseren Verständnis von Therapieversagen insbesondere bei neu auftretenden Varianten oder auch möglichen Impfkomplikationen bei.

An den Unikliniken im Südwesten werden bereits seit Längerem Corona-Tote obduziert, um die Erkrankung besser zu verstehen. Das Land unterstützte die Covid-Obduktionsforschung der fünf Universitätspathologien im Südwesten unter Leitung der Universitätsklinik Heidelberg bereits von August 2020 bis Ende 2021 mit rund 1,8 Millionen Euro. Der Forschungsbereich werde nun erweitert, teilte das Ministerium mit. Obduktionen sollen etwa auch bei Todesfällen infolge von Impfkomplikationen durchgeführt werden. »Mehr Forschung und Transparenz tragen auch dazu bei, das Vertrauen der Menschen in die Impfung weiter zu stärken«, sagte Bauer.

Der Chefpathologe der Uni Heidelberg, Peter Schirmacher, hatte vor einem Jahr zu viel mehr Obduktionen von Geimpften gedrängt. Neben Corona-Toten müssten auch die Leichname von Menschen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung sterben, häufiger untersucht werden, sagte er damals. Schirmacher warnte vor einer hohen Dunkelziffer an Impftoten - allerdings widersprachen ihm damals in dem Punkt andere Wissenschaftler ebenso wie die Ständige Impfkommission (Stiko) und das Paul-Ehrlich-Institut.

Norbert Knopf, Sprecher für Hochschulmedizin der Grünen-Fraktion, begrüßte die Fortsetzung der Long-Covid-Forschung mit Mitteln des Landes. »Wichtig ist auch, jene Forschungszweige auszubauen, die sich mit gesundheitlichen Komplikationen und solchen Todesfällen beschäftigen, die möglicherweise im Zusammenhang mit einer Corona-Impfung stehen.« So könnten entsprechende Behandlungsmethoden weiterentwickelt und Patientinnen und Patienten besser behandelt werden.

Es gehe auch darum, die Betroffenen vor längerer Arbeitsunfähigkeit zu bewahren und die Wirtschaft vor weiterem Ausfall wichtiger Fachkräfte, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Manuel Hagel. 9,4 Millionen Euro gingen in die Long-Covid-Forschung, 3,3 Millionen Euro in die Obduktionsforschung. Größtmögliche Transparenz sei auch mit Blick auf den Herbst wichtig. »Mit aktuellen Forschungsergebnissen zu Infektionsfolgen, aber auch den Auswirkungen der Impfung, wollen wir das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfungen erhalten und fördern«, sagte Hagel. »Denn nur die Impfbereitschaft der Menschen wird uns dabei helfen, das Virus immer erfolgreicher in den Griff zu bekommen.«

© dpa-infocom, dpa:220802-99-240414/3