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Kunstschulen wollen weiße Flecke besiedeln

Die Geschichte der Jugendkunstschulen in Baden-Württemberg ist eng mit Ministerpräsident Lothar Späth verknüpft. Seither wächst die Zahl, die Nachfrage steigt. Doch es gibt auch Lücken.

Kulturakademie der Stiftung Kinderland
Im Schloss Rotenfels mischt ein Kind im Rahmen der Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg Farbe für ein Bild. Foto: Uli Deck
Im Schloss Rotenfels mischt ein Kind im Rahmen der Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg Farbe für ein Bild.
Foto: Uli Deck

Die Zahl der Kunstschulen in Baden-Württemberg könnte bald auf 50 wachsen. Acht Initiativen wollten im Moment Kunstschulen werden, sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands der Kunstschulen Baden-Württemberg, Sabine Brandes, der Deutschen Presse-Agentur. »Wir versuchen, die weißen Flecken zu schließen.« Als Beispiele nannte sie den Nordosten des Landes an der Grenze zu Bayern und den Schwarzwald. Gerade im ländlichen Raum gebe es Lücken. Eltern würden ihre Kinder nicht unbedingt 40 Kilometer für zwei Stunden Kunstunterricht durch die Gegend fahren, sagte Brandes.

42 Kunstschulen listet der Verband im Internet auf - von Konstanz bis Mannheim, von Ulm bis Baden-Baden. Vor der Corona-Pandemie hätten jährlich rund 55.000 junge Menschen die Angebote wahrgenommen. Anders als man vielleicht glaube, seien das nicht nur Mädchen, sagte Brandes. Ein Textilkunst-Workshop für 14- bis 20-Jährige neulich zum Beispiel sei zur Hälfte von Jungen und jungen Männern belegt gewesen.

Die Nachfrage sei allgemein sehr groß, sagte die Geschäftsführerin. »Baden-Württemberg könnte so viele Kunstschulen gebrauchen wie NRW.« Mit etwa 70 bis 80 Jugendkunstschulen weist Nordrhein-Westfalen laut der dortigen Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste knapp ein Fünftel der bundesweit rund 400 Einrichtungen auf.

In Baden-Württemberg gehen sie nach Verbandsangaben auf Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) zurück. Dieser habe in den 1970er Jahren den Ausbau der Jugendmusikschullandschaft forciert. »Musikschulen haben eine ganz andere historische Tradition hier«, sagte Brandes. Daher gebe es davon auch viel mehr. 1988 habe Späth dann den Modellversuch »Jugendkunstschulen« angeregt. Zunächst waren es elf Modelle in elf Kommunen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Trägern, darunter der Bodenseekreis, Karlsruhe und Nürtingen (Landkreis Esslingen). Mit der Zeit kamen immer mehr Schulen hinzu.

Sie bieten zum Beispiel künstlerische Projekte an Kindergärten und Schulen, Bildungsprogramme sowie Ferienangebote und arbeiten mit Geflüchteten. Besondere Talente werden mit dem Jugendkunstpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Noch bis zum 15. Mai können Menschen im Alter von 15 bis 21 Jahren für den 26. Durchgang künstlerische Arbeiten einreichen. Das Motto lautet diesmal »neu gedacht«.

Jeweils 40 Prozent der Kosten würden über die Kommunen und die Eltern gedeckt, sagte Geschäftsführerin Brandes. Etwa 8 Prozent kämen aus der Landesförderung, der Rest über Drittmittel. Die Mitarbeiter seien zu 90 Prozent Freiberufler. »Bei uns unterrichten wirklich Profis.«

Infos über Kunstschulen in Baden-Württemberg

Infos zum Jungedkunstpreis

© dpa-infocom, dpa:230302-99-795568/4