MANNHEIM. Die von der Kunsthalle von diesem Freitag an präsentierten Werke gehören zu den rund 500 Grafiken, die bei zwei NS-Beschlagnahme-Aktionen als »entartet« konfisziert wurden. Von diesen befinden sich heute über 50 Werke in öffentlichen Sammlungen und Museen auf der ganzen Welt - von der Wiener Albertina bis zum New Yorker Metropolitan Museum. Davon werden 34 in der Schau »Beschlagnahmt! Rückkehr der Meisterblätter« bis zum 26. Juni gezeigt.
Mit dem Farbholzschnitt »Frau in der Nacht« von Ernst Ludwig Kirchner wird ein Blatt aus dem sogenannten Kunstfund Schwabing zu sehen sein. Nach dem Tod Cornelius Gurlitts - Sohn des Kunstsammlers Hildebrand Gurlitt - erbte das Kunstmuseum Bern den 1919 entstandenen Farbholzschnitt.
Die Sonderausstellung ist Teil der Provenienzforschung der Kunsthalle, also der Klärung der Herkunft ihrer Kunstwerke sowie des Verbleibs des von den Nazis abgezogenen Bestandes progressiver Kunst. Ein Dorn im Auge waren den Nazis vor allem expressionistische Werke und Kunst der Neuen Sachlichkeit, die die beiden ersten Museumsdirektoren Fritz Wichert und Gustav Hartlaub mit Vorliebe erwarben. Beispiel der avantgardistischen Ausrichtung des Hauses ist auch der expressionistische Holzschnitt »Madonna von Ostende« (1916) von Erich Heckel. Der Gast aus dem Kirchner Museum Davos ist eines von zahlreichen einst in Mannheim beschlagnahmten Werken, die die Kunsthalle bereits seit dem vergangenem Jahr im Wechsel präsentiert. (dpa)