Die Kunsthalle zeigt bis zum 3. Juli etwa 190 Arbeiten auf Papier - bisher kaum öffentlich gezeigte Leihgaben aus Privatbesitz - sowie 13 Werke aus dem eigenen Fundus.
Die burschikos und kräftig wirkende Künstlerin sieht den Betrachter mit großem Selbstbewusstsein an - das Selbstbildnis aus dem Jahr 1933 ist eines ihrer wenigen Ölgemälde. Ihre Themen sind das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Ehe und Mutterschaft und die Frage, wie letztere ihre Existenz als Künstlerin einschränkt. Eine Arbeit aus dem Jahr 1933 betitelt sie entsprechend mit "Die Frage: "Kunst -Kind - Mann?".
Auch ihre Beobachtungen von Gewalt, Armut, Unterdrückung bannt sie mit wenigen Strichen, teils grotesk und überzeichnet anmutend, auf Papier. Nagel widersetzt sich nicht nur den gängigen Schönheitsvorstellungen, sondern nimmt auch Klischees und Rollenmuster aufs Korn.
1925 beginnt Nagel ihr Kunststudium in Karlsruhe. 1931 und 1932 stellt sie ihre Arbeiten in der Mannheimer Kunsthalle aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kann sie an die frühen Erfolge nicht mehr anknüpfen und bestreitet als alleinerziehende Mutter ihren Lebensunterhalt durch Buchillustrationen. 1975 stirbt sie in Heidelberg.
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