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Kretschmann: Grüne sollten Strategien in Städten überdenken

Abgesehen von Tübingen haben die Grünen bei wichtigen Rathauswahlen im Land zunehmend das Nachsehen. Dabei hatten sie sich einst vorgenommen, in den Kommunen zu regieren. Ministerpräsident Kretschmann schreibt seiner Partei dazu etwas ins Stammbuch.

Winfried Kretschmann
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Foto: Marijan Murat
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Foto: Marijan Murat

Nach einer Serie von Niederlagen bei Oberbürgermeisterwahlen rät Ministerpräsident Winfried Kretschmann den baden-württembergischen Grünen, ihre Strategie zu überdenken. »Man muss wirklich eine Mehrheit wollen, nur dann bekommt man sie auch«, sagte Kretschmann der Tageszeitung »taz« (Donnerstag). Auch dürfe seine Partei nicht nur auf die eigene Klientel bauen: »Dann muss man wissen, dass eine Mehrheit über dem Potenzial liegt, das man sonst bei Wahlen normalerweise holt«, sagte der Regierungschef. »Man muss also den Leuten sagen: Ich will euer Oberbürgermeister werden und mit euch Verantwortung für unsere Stadt übernehmen. Und nicht: Ich will eure Stadt grün machen.«

Zuletzt hatten die Grünen nach den Rathäusern in Freiburg und Stuttgart auch die Oberbürgermeisterwahl im grün-dominierten Heidelberg verloren und die kommunale Schwäche im Stammland fortgesetzt. Neben Böblingen und in Göppingen stellt die Ökopartei den OB noch in Tübingen. Den dortigen langjährigen Rathauschef Boris Palmer wollte die Landespartei aber unbedingt loswerden. »Darüber gründlich zu reflektieren, kann ich meiner Partei nur anraten«, sagte Kretschmann. »Wir sind zwar in 69 Gemeinden stärkste Fraktion, aber wir schaffen es kaum, Mehrheiten zu organisieren, die man für eine Oberbürgermeisterwahl braucht.«

Er schloss allerdings aus, dass es den Grünen an charismatischen Persönlichkeiten fehlt. »Es wird doch keiner glauben, alle 1100 Bürgermeister und Oberbürgermeister in Baden-Württemberg seien charismatische Persönlichkeiten«, sagte der Regierungschef. »Bei allem Respekt, das ist nicht der Fall.«

Interview taz

© dpa-infocom, dpa:221229-99-45990/3