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Kretschmann gegen »Denkverbote« bei Laufzeit für AKW

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schließt angesichts der drohenden Energiekrise eine Verlängerung der Laufzeiten für Kohle- und Atomkraftwerke nicht aus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe zurecht gesagt, die Versorgungssicherheit müsse gewährleistet sein und es dürfe keine Denkverbote geben. »Das sehe ich auch so«, sagte Kretschmann der »Süddeutschen Zeitung« (Dienstag). »Wir müssen jetzt kurzfristig Lösungen finden - und mittelfristig führt kein Weg daran vorbei, dass wir den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter forcieren, um uns unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen.«

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Marijan Murat
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nimmt an einer Pressekonferenz teil.
Foto: Marijan Murat

In Baden-Württemberg ist das AKW Neckarwestheim nach bisheriger Planung noch bis Ende dieses Jahres in Betrieb. Zu einer möglichen längeren Laufzeit des Meilers, den der Energiekonzern EnBW betreibt, sagte Kretschmann: »Wie bisher auch mische ich mich nicht ins operative Geschäft der EnBW ein.« Zudem sei eine solche Verlängerung der Laufzeiten eine Entscheidung der Bundesregierung. »Es handelt sich im Blick auf Sinnhaftigkeit, Umsetzbarkeit und juristisch um sehr komplexe Fragen.« Das werde nun geprüft. »Klar ist - erst recht nach den potenziell sehr gefährlichen Angriffen auf Nuklearanlagen - dass es grundsätzlich beim Ausstieg aus der Atomkraft bleibt und eben dem Wechsel auf Erneuerbare.«

Habeck hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine erklärt, längere Laufzeiten von Kohle- oder Atomkraftwerken seien ungeeignet, um Versorgungsengpässe durch eine etwaige Kürzung russischer Lieferungen auszugleichen. Gleichwohl prüfe sein Ministerium das. »Es gibt keine Denktabus.« Wenig später hatte er erklärt, Deutschland stehe im Falle eines Abreißens der Kohle- oder Gaslieferketten aus Russland vor einem schwierigen Winter. Ein längerer Betrieb der Atommeiler helfe hier absehbar nicht. Mit Blick auf Kohlekraft sagte Habeck, es sei für den Fall der Fälle eine Möglichkeit, »Kraftwerke in der Reserve zu halten«.

© dpa-infocom, dpa:220307-99-424198/2