Bislang ging man davon aus, dass Neandertaler vor allem Großwild wie Rentiere, Wildpferde oder Wollnasshörner jagten, erklärte der wissenschaftliche Direktor des Museums im Alb-Donau-Kreis, Nicholas Conard. Die aufwendigere Jagd von kleinen und flinkeren Tiere wie Vögeln und Hasen traute man ihnen dagegen lange nicht zu.
Die nun vorgestellten Ausgrabungen sind den Angaben nach rund 65.000 Jahre alt und zeigen Schlachtspuren auf Vogelknochen, die von Neandertalern stammen müssen. »Die meisten Spuren sprechen dafür, dass Gelenke auseinandergebrochen und Fleisch vom Knochen gelöst wurde«, sagte der Archäologe von der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie der Universität Tübingen.
Durch die Funde sei die These des Aussterbens der Neandertaler aufgrund ihrer Ernährung zumindest schwächer geworden, befand Conard. Die genauen Gründe für ihr Aussterben sind bis heute nicht gänzlich geklärt. Eine These besagt, dass die Vorfahren des modernen Menschen aufgrund ihrer mangelnden geistigen Fähigkeiten und ihres eingeschränkten Ernährungsplans ausgestorben seien. Diese Annahme müsse nun revidiert werden, sagte die Direktorin des Urmu, Stefanie Kölbl.
Den Forschern war es mithilfe neuer Grabungsmedthoden erstmals gelungen, winzig kleine Vogelknochen aus den jahrtausendealten Bodenschichten in der Höhle bei Schelklingen freizulegen. Die Höhle »Hohle Fels« gehört zum Unesco-Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Zu den bedeutendsten Funden aus der Höhle zählt die »Venus vom Hohle Fels« - eine der ältesten Darstellungen eines menschlichen Körpers.
Die Knochen aus der Zeit der Vorfahren des modernen Menschen sind als »Fund des Jahres« noch bis zum 12. September im Urmu in Blaubeuren zu sehen.
Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
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