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Jeder willkommen: Deutschlands älteste Vesperkirche wird 25

Deutschlands erste Vesperkirche in Stuttgart geht 2019 in ihr 25. Jahr.

FOTO: COLORBOX
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STUTTGART. Vom 13. Januar an werden in der Leonhardskirche im Zentrum der baden-württembergischen Landeshauptstadt wieder sieben Wochen lang Tag für Tag rund 800 Mahlzeiten an Bedürftige verteilt, wie die Organisatoren des Evangelischen Kirchenkreises Stuttgart am Donnerstag mitteilten. Es werden Gottesdienste gefeiert, es gibt ein Kulturprogramm und Gesundheitsversorgung durch Ärzte. Auch ein Friseur ist da.

Diakoniepfarrer Martin Friz hatte in den 90ern die Vision, Menschen aus allen Armutsgruppen an einen Tisch zu bringen. Inzwischen gibt es in Baden-Württemberg mehr als 30 Vesperkirchen, bundesweit gut 50.

Der Ernährer einer Familie, dem in der Arbeitslosigkeit plötzlich das Geld für ein Leben im teuren Stuttgart fehlt; eine ältere Frau mit geringer Rente; eine Alleinerziehende, die nicht voll arbeiten kann und ihre Kinder nicht zu Außenseitern werden lassen möchte - die Vesperkirche will ein Raum sein, um jedem Menschen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, wie Dekan Eckart Schultz-Berg erklärte. Seit Anfang dieses Jahres verfahre man bei der Bezahlung nach dem Grundsatz »Jeder gibt, was er kann«. In den Jahren zuvor habe ein warmes Essen hier 1,20 Euro gekostet.

Anfangs hätten vor allem Obdachlose das Angebot in der Kirche genutzt. Knapp 40 seien es in den ersten Tagen gewesen, sagte Schultz-Berg. Inzwischen seien auch Langzeitarbeitslose und viele ältere Menschen unter den 800 Gästen. Der Anteil der Osteuropäer steige, die Zahl an Flüchtlingen sei gering. Das Angebot werde aber längst nicht nur von Christen genutzt.

Verteilungskämpfe gebe es nicht: »Wir sind ja nicht begrenzt. Wenn wir 1000 Essen brauchen, ordern wir eben 1000«, sagte Schultz-Berg. Die Hoffnung, dass das reiche Stuttgart so etwas mal nicht mehr brauche, habe man aufgegeben. »Ich sage nur: reiche Stadt, teure Stadt.« (dpa)

Vesperkirche Stuttgart