Logo
Aktuell Land

Insel Reichenau in neuem Licht: Tagung und große Landesschau

Nur beten und arbeiten? Was machten die ersten Mönche auf der Reichenau wirklich und welchen Einfluss hatten sie? Neue Erkenntnisse eines Symposiums fließen in die große Landesschau im nächsten Jahr.

Kloster Reichenau
Das Kloster Reichenau wird von der Abendsonne angestrahlt. Foto: Felix Kästle
Das Kloster Reichenau wird von der Abendsonne angestrahlt.
Foto: Felix Kästle

Die spannende Geschichte der Klosterinsel Reichenau aus neuen Blickwinkeln betrachten - das ist das Ziel einer Tagung, zu der vom 1. bis 4. März Wissenschaftler aus aller Welt an den Bodensee reisen. Denn Reichenau hat viel mehr zu bieten als Gemüse. Im Mittelalter war sie ein bedeutendes europäisches Zentrum der Religion, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Buchmalerei. Seit mehr als 20 Jahren gehört die Bodensee-Insel zum Unesco-Weltkulturerbe.

Das Badische Landesmuseum nimmt das 1300-jährige Jubiläum der Klosterinsel 2024 zum Anlass, um die Forschung auf den aktuellen Stand zu bringen. Die Ergebnisse fließen in die Große Landesausstellung »Klosterinsel Reichenau« ein (20. April - 20. Oktober 2024).

Was bewegte den später heiliggesprochenen Wanderbischof Pirmin aus dem westlichen Frankenreich, an den Bodensee zu kommen und wohl im Jahr 724 auf der größten Insel das Kloster Reichenau zu gründen? Zwischenzeitlich von Mönchen verlassen, gibt es seit 2001 hier wieder Benediktiner. Doch wie war das früher: Gab es getreu den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia nur »ora et labora« (»bete und arbeite«) und wie funktionierte das frühe Leben der Mönche wirklich?

Das sind nur einige Fragen, die Wissenschaftler aus Paris, Utrecht, New York, Genf oder Hamburg bei der Tagung erörtern, an der zum Auftakt auch die Öffentlichkeit dabei sein kann. »Zahlreiche neue Ansätze in der Handschriftenkunde und archäologische Ausgrabungen brachten überraschende Erkenntnisse hervor«, sagt Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe.

So wurde im Flachwasser um die Insel eine 600 Meter lange Pfahlreihe entdeckt, die aus dem Jahr 724 nach Christus stammen könnte. »Das wären erstmals archäologische Funde, die das Gründungsjahr bestätigen könnten«, schwärmt der promovierte Archäologe Köhne. Erste Ergebnisse wollen Archäologen in der kommenden Woche präsentieren.

Ziel der Tagung ist es, Forschungsergebnisse zu bündeln und in der Landesausstellung dann ein übergreifendes Bild vom Leben auf der Insel und dem europaweiten Netzwerk der Klöster zu präsentieren. Die Insel Reichenau, die seit dem Jahr 2000 zum Unesco-Welterbe zählt, ist mit ihren drei mittelalterlichen Kirchen und Klostergärten neben Konstanz Teil der Großen Landesausstellung. »Das Tolle ist der authentische Ort, den wir als Originalschauplatz mit einbeziehen werden«, sagt Köhne.

Ein Höhepunkt wird die Präsentation der Prachthandschriften aus dem berühmten Reichenauer Skriptorium im Archäologischen Landesmuseum Konstanz sein - dank Leihgaben werden sie erstmals seit Jahrzehnten wieder am Bodensee zusammengeführt. Die Preziosen, die seit 2003 zum Weltdokumentenerbe der Unesco gehören, wurden einst von hiesigen Mönchen verfasst und an die Mächtigen verschenkt.

Die Große Landesausstellung 2024 entsteht in Zusammenarbeit des Badischen Landesmuseums mit der Badischen Landesbibliothek, dem Landesarchiv Baden-Württemberg/Generallandesarchiv Karlsruhe und dem Landesamt für Denkmalpflege/Archäologisches Landesmuseum.

Badisches Landesmuseum zum Welterbe Reichenau

Weltkulturerbe Klosterinsel Reichenau

Deutsche UNESCO zum Welterbe Reichenau

Badisches Landesmuseum

© dpa-infocom, dpa:230225-99-733690/3