Stuttgart (dpa/lsw) - Die IG Metall will in der kommenden Tarifrunde ein »Zukunftspaket« für die Metall- und Elektroindustrie aushandeln und mahnt die Arbeitgeber zur Eile. Angesichts der Unsicherheit, die bei Beschäftigten und Unternehmen gleichermaßen herrsche, dürfe man bis zum Start der Gespräche nicht unnötig Zeit verstreichen lassen, sagte IG-Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger am Dienstag in Stuttgart. Eigentlich sollen die Verhandlungen Mitte März beginnen.
Eine konkrete Lohnforderung soll es darin diesmal nicht geben. Stattdessen will die IG Metall eine Verpflichtung für die Unternehmen aushandeln, mit ihr jeweils individuell über Zukunftsstrategien und die Sicherung von Arbeitsplätzen zu verhandeln, sofern die Gewerkschaft das verlangt.
Vergangene Woche hatte die IG Metall die Arbeitgeber schon bundesweit aufgefordert, auf weitere Stellenstreichungen oder Produktionsverlagerungen zu verzichten und stattdessen die Verhandlungen darüber aufzunehmen, wie die Unternehmen die Transformation der Branche meistern können.
Für Baden-Württemberg sei die Regelung, die man jetzt im Auge habe, nichts Neues, sagte Zitzelsberger und verwies auf das »Pforzheimer Abkommen«. Dieser schon Anfang 2004 ausgehandelte Kompromiss erlaubt es Unternehmen, in bestimmten Fällen vorübergehend von Tarifverträgen abzuweichen.
Dass man auf eine konkrete Forderung verzichte, bedeute zudem nicht, dass man nicht mehr Geld aushandeln wolle. »Wir stellen uns natürlich schon vor, dass es auch 2020 eine Entgelterhöhung gibt«, sagte Zitzelsberger. Dies über Einmalzahlungen zu regeln, wofür der Arbeitgeberverband Südwestmetall kürzlich plädiert hatte, um das Lohnniveau nicht kontinuierlich weiter zu steigern, lehnt Zitzelsberger allerdings ab. »Das kann ich mir in dieser Tarifrunde nicht vorstellen«, sagte er.
Laut einer aktuellen Betriebsräte-Befragung im Südwesten schätzen derzeit rund 35 Prozent die aktuelle wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens als schlecht oder sehr schlecht ein. Das treibe einem in dieser Höhe schon die Sorgenfalten auf die Stirn, sagte Zitzelsberger.
Er verwies aber auch darauf, dass die Lage quer durch die Branche sehr unterschiedlich eingeschätzt werde. Es gebe Betriebe, die unbefristet Personal einstellten und Sonderschichten führen, aber auch solche mit Stellenabbau und Kurzarbeit.
Insgesamt seien die Erwartungen inzwischen allerdings schon wieder besser als noch im Herbst 2019, was sich auch mit den allgemeinen Konjunkturerwartungen decke. »Man kann schon wieder von einem leichten Aufwärtstrend ausgehen«, sagte Zitzelsberger. In der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten arbeitet etwa eine Million Menschen.