Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lehnte es auch sechs Tage nach Beginn der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Strobl ab, sich dazu zu äußern. »Zum Innenminister sage ich jetzt nichts«, sagte der Regierungschef bei einem Besuch der Albkaserne in Stetten am kalten Markt auf Fragen von Journalisten.
Vergangenen Mittwoch hatte sich Kretschmann hinter Strobl gestellt. »Ich habe mir den Sachverhalt vom Innenminister schildern lassen. Er hat mir glaubhaft dargelegt, dass kein Rechtsverstoß vorliegt und es ihm darum ging, Transparenz herzustellen«, teilte der Grünen-Politiker damals mit. »Ich schätze Thomas Strobl sehr und er hat weiter mein volles Vertrauen.« Kurz nach Kretschmanns Äußerung teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit, sie ermittele gegen einen Journalisten und den Minister.
Der Reporter wird verdächtigt, aus amtlichen Dokumenten eines laufenden Verfahrens zitiert zu haben. Strobl wiederum soll ihn dazu angestiftet haben. Im Zentrum der Affäre stehen eigentlich Ermittlungen gegen einen führenden Polizisten wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Der Mann soll einer Hauptkommissarin in einem Videochat angeboten haben, ihr bei der Karriere zu helfen, wenn sie ihm sexuell zu Diensten sei. Strobl hatte am Mittwoch eingeräumt, im Dezember einem Journalisten ein Schreiben des Anwalts des Polizisten weitergegeben zu haben.
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