Tag für Tag entkommen mehr Menschen dem Krieg in ihrer ukrainischen Heimat und finden Zuflucht in Baden-Württemberg. Hunderte von ihnen sollen in den nächsten Tagen in Messehallen in Stuttgart, Karlsruhe und Offenburg (Ortenaukreis) untergebracht werden. Allein in diesen drei Aufnahmeeinrichtungen können nach Angaben des baden-württembergischen Justizministeriums vom Freitag bis zu 2300 Menschen unterkommen. In Offenburg stehen 500 Plätze zur Verfügung. Dort sollen bereits in der Nacht zum Freitag die ersten 50 Flüchtlinge angekommen sein.
Die Messehalle in Stuttgart bietet künftig bis zu 800 Plätze, rund 1000 Menschen können in Karlsruhe untergebracht werden. In beiden Städten werden die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine am Montag auf dem Messegelände erwartet. Dann wird auch Justizministerin Marion Gentges (CDU) die umgebaute Halle in Stuttgart besuchen (11.00 Uhr).
In den Messehallen soll eine »Heimat auf Zeit« entstehen. In Karlsruhe sind etwa Einheiten für vier oder sechs Menschen geplant, die eine gewisse Privatsphäre bieten. Außerdem soll ein Fünftel der dm-arena laut Messeleitung als Gemeinschaftsfläche mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden. Es sollen zudem Duschcontainer, Handy-Ladestationen und Wickelstationen aufgestellt und Orte zum Spielen für Kinder geschaffen werden. »Das vorhandene W-Lan wurde verstärkt, der Ablauf der Aufnahme der Geflüchteten, Bewachung, Reinigung, Klimatisierung, Müllentsorgung und Catering organisiert«, teilte die Messe mit.
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) forderte, dass die Kriegsflüchtlinge insgesamt besser im Land verteilt werden müssen. Die Menschen kämen überwiegend in Stuttgart und anderen Großstädten an - dies stelle die Landeshauptstadt vor außerordentlich große Herausforderungen, sagte er am Freitag.
Wegen der steigenden Zahl von Flüchtlingen suchen Land und Kommunen nach weiteren Unterkünften. »Da leider keine Anzeichen zu erkennen sind, dass Putin seinen brutalen Krieg stoppt, wird es aber rasch weitere Unterbringungsmöglichkeiten in großer Zahl brauchen«, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums und der Spitzen der kommunalen Landesverbände am Freitag. »Diese Menschen wurden brutal aus ihrem Alltag gerissen. Geben wir ihnen wenigstens ein Stück Geborgenheit und Sicherheit zurück.«
Unweigerlich werde dies aber auch Einschränkungen für die Menschen im Land zur Folge haben, etwa was die Nutzung von Turn- und Sporthallen angehe. »Wir müssen alle zusammenrücken, wir werden zurückstecken müssen, wir werden alle Einschnitte in unserem unmittelbaren Lebensumfeld erfahren«, hieß es in der Mitteilung, die unter anderem der Landkreistag und der Städte- und der Gemeindetag veröffentlichten.
Die ersten Turnhallen im Land wurden bereits umfunktioniert. So steht die Kreissporthalle des Landkreises Tübingen seit Montag als Ankunftszentrum für Flüchtlinge mit maximal 280 Plätzen zur Verfügung. Am Freitagmorgen seien 88 Plätze belegt gewesen, teilte eine Kreissprecherin auf Nachfrage mit. »Ein Teil zieht über das Wochenende wieder aus.« Die Flüchtlinge sollten so schnell wie möglich auf Wohnungen in den Städten und Gemeinden verteilt werden. »Es melden sich schon richtig viele Leute«, teilte der Landkreis mit.
Neben Messe- und Turnhallen stehen im Südwesten auch die Landeserstaufnahmeeinrichtungen als Flüchtlingsunterkünfte bereit. Dort sind nach Angaben des Justizministeriums bis Donnerstagabend bereits 6440 Menschen angekommen. Außerdem wurde die ehemalige Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten (Zollernalbkreis) reaktiviert. Auf dem Gelände der einstigen Zollernalb-Kaserne sollen zunächst 800 Plätze zur Verfügung stehen.
Mitteilung zum Aufnahmezentrum in Stuttgart
Mitteilung zum Aufnahmezentrum in Offenburg
Mitteilung zum Aufnahmezentrum in Karlsruhe
Mitteilung zur Flüchtlingssituation in Baden-Württemberg
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